News aus dem Thurgau

Friedenskultur leben und stärken

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05.04.2018
Rund 1000 Teilnehmende demonstrierten am Ostermontag in Bregenz für eine gelebte Friedenskultur und gegen das Geschäft mit der Rüstung. Auch Thurgauerinnen und Thurgauer schlossen sich dem internationalen Bodensee-Friedensweg an, der sich so zahlreich wie noch nie präsentierte. Fünf von ihnen schildern warum sie die Friedensbewegung unterstützen.

Dass alle eine Mitverantwortung tragen, für das, was in der Welt geschieht, drückte das Motto des 10. Internationalen Bodensee-Friedenswegs „Geld Macht Krieg, Dialog Macht Frieden“ aus. Diese Überzeugung mobilisierte rund 1000 Menschen am Ostermontag nach Bregenz zu kommen. Sie trugen so zum neuen Rekord des internationalen Bodensee-Friedenswegs bei. Eingeladen hatten über 80 Organisationen rund um den Bodensee, darunter auch Kirchgemeinden und christliche Vereinigungen. Mit Ankunft des 10.53-Uhr Zuges im Bregenzer Bahnhof, strömten immer mehr Menschen aus Liechtenstein und den Kantonen St. Gallen und Thurgau zum Besammlungsplatz.

Bunt, fröhlich und ernsthaft
Dass ernsthafte Friedensarbeit durchaus auch eine bunte und fröhliche Sache sein kann, bewiesen die regenbogenfarbenen Pace-Banner, die optisch den Demonstrationszug durch die Bregenzer Innenstadt dominierten, und die senegalesischen Trommelklänge von SAF SAP aus der Schweiz. In seiner Rede auf dem Kornmarktplatz sprach Clemens Ronnefeld, Experte für Kriegs- und Friedenspolitik beim internationalen Versöhnungsbund, über internationale Konflikte und zeigte ermutigende Beispiele für Friedenshandeln auf.

Von der Rüstungsregion Bodensee zur Friedensregion
Der Bodensee-Region, einer der militarisiertesten Gegenden Europas, widmete Ronnefeld besondere Aufmerksamkeit. Er nannte Beispiele, wie sich der Verein „Keine Waffen vom Bodensee“ für eine Friedensregion Bodensee statt einer Rüstungsregion Bodensee stark macht. Mehrere Landeskirchen hätten sich auf den Weg gemacht, "Kirchen eines gerechten Friedens" zu werden.Dass der internationale Bodensee-Friedensweg an Ostern stattfinde drücke auch aus: „Das Fest des Lebens ist stärker als der Tod“

Mitverantwortung hier und jetzt
Um eine gerechtere und friedlichere Welt möglich zu machen, rief der Redner die Kundgebungsteilnehmenden abschliessend auf, keine Zeit zu verlieren und bei sich selbst anzufangen: „Leben wir einfacher, damit andere einfach überleben. Statt Zäune höher zu machen, lasst uns den mit Überfluss gedeckten Tisch länger machen!“ Lesen Sie hier Ronnefelds Rede nach.

Stimmen aus dem Thurgau:


Seit Jahren gehört der Bodenseefriedensweg fix zu Ostern von Aga Bellwald (56) aus Weinfelden: „Ich will mich mit anderen stark machen, gegen Krieg und Machtbesessenheit. Der Brandherd Gaza bewegt mich dieses Jahr besonders.“

Thomas Schärz (53) aus Oberwangen nimmt dagegen zum ersten Mal am Bodensee-Friedensweg teil. Obwohl er sich schon länger mit den Themen Hunger und Krieg in der Welt beschäftigt und in engem Kontakt steht mit der christlichen Friedensinitiative „Schwerter zu Pflugscharen“, wurde er erst durch eine Bekannte auf den Anlass aufmerksam. Er meint: „Zusammenstehen und gemeinsam aufzeigen, dass eine andere Welt möglich ist, ermutigt mich sehr. Auch die friedliche Stimmung hier, drückt das aus.“

„An Ostern geht es ums Leben, nicht nur ums Osterei. Wir sind privilegiert, den Krieg haben die andern“, sagt Irma Stämpfli aus Frauenfeld. Deshalb setzt sie sich in Bregenz und mit ihrem Engagement bei der Thurgauer Gruppe von Amnesty International für ein Leben in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein.

Simone Zuberbühler (33) aus Steckborn ist gekommen, weil sie ihre Stimme für die erheben will, denen das verwehrt ist: „Grenzenlose Solidarität bedeutet für mich, dass ich mich nicht im stillen Kämmerlein verschanze. Gerade wir, die das Recht auf freie Meinungsäusserung geniessen, sind verpflichtet, Machtmissbrauch anzuprangern und in den öffentlichen Raum hinaus zu tragen“.

Daniel Häberlin (28) aus Berlingen will mit seiner Präsenz ein Zeichen setzen, dass Versöhnung möglich ist. „Und die einzige Alternative, wenn man wirklich Frieden will!“, fügt er kompromisslos hinzu.

 

(05.04.2018, Text und Bilder: Brunhilde Bergmann)

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