News aus dem Thurgau

Christliches Selbstbewusstsein und interreligiöses Miteinander

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13.11.2018
In den Begegnungen hier auf Sabah ist mir aufgefallen, dass die Christen weit davon entfernt sind, sich als religiöse Minderheit ängstlich zurückzuziehen und den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil: Sie treten in vielen Fragen selbstbewusst auf und wissen auch ihre Rechte zu verteidigen.

Grosse Schilder kennzeichnen Kirchen und christliche Einrichtungen. Christen tragen ein Kreuz um den Hals und christliche Symbole auf dem T-Shirt. Und wo immer möglich nutzen sie ihren Spielraum und die Freiheit, die ihnen die Verfassung zusichert.

Ein gutes Beispiel dazu habe ich im druckfrischen Buch «Possibilities oft he impossible» vom langjährigen Leiter der Theologischen Schule in Kota Kinabalu (STS) Ref Thu En Yu gefunden. Er beschreibt wie 1988 die Regierung ein Gesetz erliess welches den Gebrauch des Wortes «Allah» einzig den Muslimen erlaubte. Nun benutzen aber auch alle Bibeln, christliche Bücher und christliche Lieder im Malayischen seit je das Wort «Allah» für Gott. Dies sollte also für Christen per sofort illegal sein und damit war auch die malayische Bibel verboten.

Die Kirchen zeigten sich aber von dem Gesetzt nicht beeindruckt, sondern erliessen ein gemeinsames Statement, in dem sie festhielten, dass ihnen die Verfassung Religionsfreiheit zugestehe und sie sich darum nicht an das neue Gesetzt halten werden und weiter ihre Bibeln benutzen. Bis heute haben sie daran festgehalten, obwohl verschiedentlich versucht, wurde das Verbot durchzusetzen.

Gleichzeitig pflegen die Kirchen aber auch ganz bewusst ihre Beziehungen zu den islamischen Autoritäten und zur Regierung. Dass sie darin ganz erfolgreich sind, zeigt die Tatsache, dass der Staat von Sabah in den letzten 10 Jahren sagenhafte 10 Millionen Ringits (gut 2 Millionen Schweizer Franken) an die Bauprojekte der Theologischen Schule bezahlt hat, rund 40 Prozent der benötigten Gelder!

Rev Thu En Yu schreibt in seinem Buch zur Beziehung zu den Muslimen und Andersgläubigen: «In Malaysia teilen alle Bürger gewisse gemeinsame Werte, ... eine gemeinsame Geschichte und dieselbe Kultur. Diese Gemeinsamkeit macht es möglich, dass die Menschen mit verschiedenen Identitäten in Harmonie zusammenleben.
Politisch haben die Christen vieles mit den Moslems gemeinsam: Sie sind ja schliesslich alle Malayen. Trotz der ethnischen und religiösen Unterschiede können sie sich gegenseitig respektieren und als Malayen unterstützen. ... Gemeinsame Werte und Grundlagen sind ein Potential, welches uns ermöglicht, uns miteinander zu identifizieren und Gemeinschaft zu leben. ... Damit wir miteinander auskommen, müssen wir die verbindenden Werte wie Gerechtigkeit, Recht und Freiheit über die ethnischen Interessen stellen. ... Dieses Miteinander wird aber nur gelingen, wenn wir unsere eigene Identität kennen und ihr treu bleiben.» (aus: Possibilities of the impossible, Rev Thu En Yu, Kota Kinabalu 2018, S.103-104 – frei übersetzt)

(Samuel Kienast-Bayer, Sandakan, 13. November 2018)

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