News aus dem Thurgau

Näher an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler

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21.10.2019
Baselland: Der ökumenische Lehrplan für den Religionsunterricht wurde überarbeitet. Er soll die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken.

Roland Dobler, Sie leiten die Fachstelle für Unterricht der Reformierten Kirche Baselland. Was ändert sich mit dem überarbeiteten Lehrplan am Religionsunterricht?
Der überarbeitete Lehrplan soll die verantwortlichen Religionslehrkräfte bei der Jahresplanung unterstützen. Er vermittelt Impulse und Strukturierungshilfen. Wir benennen Themen und Inhalte, aus welchen die Lehrpersonen auswählen können. Ich hoffe, dass hierbei die Ausrichtung auf Kompetenzen Orientierung verleiht und den Lehrpersonen hilft, sich über das Warum und Wohin ihres Unterrichts etwas besser im Klaren zu sein. An den grundsätzlichen Inhalten und Zielen des Religionsunterrichts ändert sich jedoch nichts.

Die Ausrichtung auf Kompetenzen ist ein zentraler Teil des Lehrplans. Zu was werden die Schülerinnen und Schüler befähigt?
Ein verantwortungsvoller Unterricht war schon immer kompetenz-orientiert, das ist nichts Neues. Dass man diesen Aspekt nun aber explizit benennt, schärft den Blick darauf. Das heisst, es soll im Unterricht nicht einfach ein Bildungskatalog abgearbeitet werden, viel mehr sind die Lernvorgänge bei den Schülerinnen und Schülern zu beachten. Spricht man beim Ethik- und Religionsunterricht von Kompetenzen, geht es etwa darum, wie man Verantwortung übernehmen oder sich vor Gefahren schützen kann. Dies kann man weder ab-fragen noch mit einem Schultest überprüfen. Kompetenzen, die mit der eigenen Persönlichkeit, ethisch-moralischen Haltung oder Kritik- und Respektfähigkeit ver-bunden sind, haben daher eher die Funktion einer Orientierungshilfe für die Lehrper-sonen, die so ihren Unterricht zielgerichtet planen können. Die Frage lautet: Auf welche Kompetenzen sollen sie mit ihrem Unterricht fokussieren? Dies macht der Lehrplan deutlich.

Konkret: Mit welchem «Rucksack» gehen etwa die Oberstufenschüler nach Hause?
In den Baselbieter Kirchgemeinden wird der Religionsunterricht unterschiedlich lange erteilt. Es ist darum unmöglich, einen Lehrplan zu schreiben, der alles abdeckt, sodass alle Schülerinnen und Schüler am Ende mit dem gleichen «Rucksack» nach Hause gehen können. Der Lehrplan ist als Bibliothek oder «Steinbruch» gedacht, aus dem sich die -Kirchgemeinden für ihre Jahrespläne bedienen können. Wir hoffen aber, dass wenigstens die 15 Kompetenzen überall angestrebt werden.

Können Sie eine Kompetenz beschreiben?
Nehmen wir den Inhalt «biblische Geschichten». Welche Kompetenz will man hier erreichen? Geht es einfach darum, dass die Kinder diese Geschichten kennen? Oder ist es wichtiger, sich zu fragen, was sie mit diesen Informationen anfangen? Dass die Kinder, wie es im Lehrplan steht, in den Geschichten und Personen Beispiele und Lebenszusammenhänge erkennen, die für das Leben bis heute Gültigkeit haben? Nicht alle Geschichten eignen sich dafür. Die Lehrperson muss eine Auswahl treffen, damit sie diese Kompetenz vermitteln kann.

Der Religionsunterricht hilft den Kindern, sich den Lebensfragen zu stellen.
Davon bin ich überzeugt. Ein guter Religionsunterricht holt die Schülerinnen und Schüler in ihren Lebenssituationen ab. Das beinhaltet viel mehr, als Wissen zu vermitteln. Der entscheidende Faktor ist, dass die Lehrperson ein Konzept verfolgt, das auf die Kinder und Jugendlichen ausgerichtet ist und sich an ihrer Lebenssituation orientiert.

Der Unterricht ist ökumenisch. Wie sieht dies im Klassenzimmer aus?
Lehrpersonen aus beiden Konfessionen unterrichten in Klassen, in denen Kinder aus beiden Konfessionen sitzen. Oft nehmen auch Kinder an diesem Religionsunterricht teil, die konfessionslos sind oder einer nicht-christlichen Konfession angehören. Im Schuljahr 2016/17 haben wir dazu Zahlen erhoben: In 1200 Lektionen pro Woche unterrichteten 190 Lehrpersonen 10 800 Kinder. Davon waren 4300 reformiert, 3600 katholisch. Von den übrigen 2900 waren geschätzt 90 Prozent konfessionslos. Ein kleiner Teil gehörte einer nicht-christlichen Religion an.

Karin Müller, 21. Oktober 2019

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