News aus dem Thurgau

Kirche bricht auf

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24.02.2020
Im «Netzwerk Aufbruch Ost» treffen sich Ostschweizer Kirchgemeinden regelmässig zum Austausch und lernen voneinander – demnächst in der Kartause Ittingen. Die grosse Herausforderung ist die Umsetzung.

«Es gibt uns Mut zu hören, was an anderen Orten funktioniert», schwärmt Enzo Fuschini. Der Präsident der Kirchgemeinde Unteres Toggenburg ist schon seit Beginn beim «Netzwerk Aufbruch Ost» dabei. «Gute Ideen sind bei uns immer gefragt, und diese erhalten wir im Austausch mit unseren Nachbargemeinden. » Fuschini nennt ein Beispiel: In Lütisburg fehlen Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe der Kirche. Die Idee: Kirchenbänke entfernen und durch eine flexible Bestuhlung ersetzen. Diese Diskussion sei nicht einfach. Da sei er froh, von anderen Kirchgemeinden zu lernen, die vor der gleichen Frage standen.

Begeisterung teilen
Entstanden ist das Netzwerk aus der Partnerschaft der Kirchgemeinde Rapperswil-Jona mit einer Kirche in Kapstadt/Südafrika. Zudem verbrachten Kirchenmitarbeiter ihren Studienurlaub im Ausland. «Inspiriert durch ihre Begegnungen sind sie dann in ihre Gemeinden zurückgekehrt», erzählt Pascal Bazzell von der Arbeitsstelle Weltweite Kirche. Auf die Begeisterung sei dort aber oft die Ernüchterung gefolgt, da das Umfeld den Enthusiasmus nicht mitgetragen habe. «Wir möchten diese Leute vernetzen, damit ihr Engagement mehr Wirkung zeigt», erklärt der zuständige Kirchenrat Heinz Fäh. Deshalb würden zu Treffen des Netzwerkes immer ganze Teams pro Gemeinde eingeladen, quer durch alle Funktionen: Sozialdiakone, Kirchenvorsteher, Kirchenmusiker, Pfarrer. Fuschini bestätigt: «Die Umsetzung wird so nachhaltiger.»

Impulse aus Südafrika
Auslandaufenthalte stehen heute weniger im Vordergrund. Dafür stellen Referenten kirchliche Trends aus anderen Ländern vor. Ein Beispiel ist das «Bibelteilen», eine Methode, um gemeinsam die Bibel zu lesen und sich darüber auszutauschen. Entwickelt wurde sie in der katholischen Kirche Südafrikas. Manche Gemeinden haben diese Anregung aufgenommen und zu Beginn einer Sitzung der Kirchenvorsteherschaft ein «Bibelteilen» durchgeführt.

Loses Netzwerk
Zweimal jährlich treffen sich Vertreter der Kirchgemeinden im Rahmen von «Netzwerk Aufbruch Ost». Mit dabei sind hauptsächlich Kirchgemeinden aus den Kantonen Thurgau und St. Gallen, manchmal auch aus Appenzell und Glarus. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Getragen wird das Netzwerk von der St. Galler und der Thurgauer Kantonalkirche. Die nächste Tagung findet anfangs März in der Kartause Ittingen statt.

Umsetzung schwierig
Susanne Schiesser, Präsidentin der Thurgauer Kirchgemeinde Stettfurt, war schon zweimal am Treffen dabei. «Die Gedankenanstösse waren sehr anregend», erzählt sie, «manche konnten wir in unserer Kirchgemeinde gleich umsetzen.» Neue Projekte seien daraus aber noch nicht entstanden. «Dazu fehlte uns bis jetzt die Zeit.» Fehlende Zeit sei auch der Grund gewesen, weshalb sie zum zweiten Treffen alleine hingegangen sei. «Wer ehrenamtlich in der Kirche engagiert und anderorts angestellt ist, kann unter der Woche nicht einfach einen Nachmittag frei nehmen.» Auch Enzo Fuschini macht noch Potenzial aus: «Ich wünsche mir vom Netzwerk noch mehr Hilfe, wie wir die guten Impulse umsetzen und den Menschen schmackhaft machen können.»

Tagung für Gemeinden des Aufbruchs, 8. und 9. März 2020, Kartause Ittingen. Spontananmeldungen sind via Tecum noch möglich.

(Stefan Degen, Februar 2020)

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