News aus dem Thurgau

Die weite Welt fasziniert ihn

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29.09.2020
Weit gereist, aber im Thurgau und in der Kirche verwurzelt: Walter Röthlisberger ist Zahlenmensch und Menschenfreund. Als Quästor setzte er sich 18 Jahre lang engagiert für den Thurgauer Kirchenboten ein. Nun geht er endgültig in Pension – mit 80 Jahren.

Als Buchhalter war Walter Röthlisberger einerseits das finanzielle Gewissen des Kirchenboten, andererseits das Gewissen für Aspekte der Entwicklungszusammenarbeit. Er hat ein Herz für Menschen und Länder auf dieser Welt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Geprägt hat ihn vor allem seine langjährige Tätigkeit bei der Basler Mission: Als Koordinator und Verantwortlicher für die Finanzierung von Projekten habe er auf Dienstreisen miterlebt, wie nötig es sei, Umweltschutz, Gerechtigkeit, Gier und Macht zu thematisieren: «Das ist aktueller denn je», ist er überzeugt. Fasziniert, in der Kirche mitzuwirken Seine vielseitigen Interessen widerspiegeln sich in seinem Lebenslauf: Bevor er zur Basler Mission wechselte, war er zwölf Jahre Gemeindepräsident in Märstetten und nach seiner Rückkehr aus Basel übernahm er für acht Jahre das Präsidium der Kirchgemeinde. Mit 80 Jahren gibt er nun die Verantwortung als Rechnungsführer des Kirchenboten ab – das Amt des Quästors. Er sei einfach fasziniert, in der Kirche mitzuwirken und wolle auf Anliegen aufmerksam machen, die sonst nicht von den Medien aufgenommen werden. Für den Kirchenboten hat er denn auch weit mehr geleistet, als Rechnungen zu stellen und Honorare auszuzahlen. Wesentlich mitgeprägt hat er Verhandlungen mit den Druckpartnern oder die Umstellung auf die zentrale Adressierung für viele Kirchgemeinden. Dabei war es ihm immer wichtig, den Kirchgemeinden einen Mehrwert zu bieten und sie in ihren Anliegen ernst zu nehmen. Die konstruktive Zusammenarbeit im Vorstand des Kirchenbotenvereins habe er sehr geschätzt. Den Kirchgemeinden und den Autoren sowie Autorinnen windet er ein Kränzchen: «Die Zahlungsmoral ist vorbildlich, und es wird gute Arbeit geleistet.» Indes: Röthlisberger wäre nicht Röthlisberger, wenn er nicht auch noch Verbesserungspotenzial sähe: Die Verantwortlichen der Kirchgemeinden, so mahnt er, könnten sich durchaus noch etwas mehr für den Kirchenboten interessieren, meint er mit Blick auf die jeweils nicht so gut besuchte Jahresversammlung (siehe Kasten). Kritisch und doch offen für Neues Röhtlisberger macht keinen Hehl daraus, dass er den neuen Internettechnologien zwar offen, vor allem aber kritisch gegenübersteht. «Als Pensionierter kann man sich das erlauben », sagt er mit einem Augenzwinkern. Für die elektronische Abwicklung von Bankzahlungen konnte er sich nicht mehr erwärmen. Und doch: Für einen 80-Jährigen ist Walter Röthlisberger immer noch offen für Neues und wird selbst jetzt nicht müde, seine Anliegen zu vertreten, denn: «Nach 60 Jahren Entwicklungszusammenarbeit sind wir nicht da, wo wir sein sollten.» Wenn er nun sein letztes offizielles Amt niederlegt, wird ihm schon etwas wehmütig ums Herz. Er schätzte es, etwas zu gestalten, zu verändern, zu verbessern. Ganz zur Ruhe setzt er sich allerdings doch nicht: Gerne pflegen er und seine Frau weiterhin das schöne Riegelhaus mit dem ansehnlichen Naturgarten und freuen sich an Luggi, dem Familienhund. Der leidenschaftliche Sänger im Gemeindeammänner- Chor will sich weiterhin geistig fit halten. So frischt er nun in einem Kurs sein Spanisch auf: «Eine schöne Sprache – schauen wir mal, ob ich mich noch ein paar Mal mit Spaniern unterhalten kann.»

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