News aus dem Thurgau

«Der Thurgau ist Vorreiter»

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26.01.2021
Karen Nestor heisst die neue Präsidentin von Palliative Ostschweiz. Sie erzählt, wie sie zur Palliativmedizin kam und warum die Annahme der Motion für eine angemessene Finanzierung von Palliative Care durch den Ständerat so wichtig ist.

Karen Nestor musste nicht lange überlegen, als sie die Anfrage erhielt, sich für das Präsidium bei Palliative Ostschweiz als Nachfolgerin von Karin Kaspers-Elekes zur Wahl zu stellen. «Ich bin als Palliativmedizinerin schon länger mit dieser Arbeit verbunden», sagt Nestor. Als Fachärztin für Innere Medizin wurde sie oft mit den Fragen und Anliegen schwerkranker Menschen und deren Angehörigen konfrontiert. Nestor sagt dazu: «Als ich später auf der Palliativ- Abteilung arbeitete, hat es mir den Ärmel reingenommen.» Deshalb bildete sie sich professionell weiter. Zusätzlich absolvierte sie die Facharztausbildung in Onkologie und leitet nun die onkologische Palliativmedizin am Kantonsspital St. Gallen. Sie sieht in den beiden Bereichen Nahtstellen wie auch Spannungsfelder. «Ich wollte lernen, beide Sprachen zu sprechen, also palliatives Wissen in die Onkologie einfliessen zu lassen und onkologische Ansätze in der Palliative Care zu verankern», sagt die in Dussnang lebende Medizinerin. Über allem steht die Frage, was für den individuellen Patienten die bestmögliche Behandlung ist.

Stimmen der Basis weitergeben
Schon seit dem Studium ist Karen Nestor stark an Ethik interessiert, war von 2016 bis 2020 in der Nationalen Ethikkommission tätig und lädt jährlich zum St. Galler Symposium «Ethik in der Medizin». An diesen interprofessionellen Treffen nehmen rund 200 Personen teil. Darunter sind nicht nur Ärzte, sondern auch Pflegefachpersonen, Seelsorger oder Freiwillige der Hospizdienste. Dem gut funktionierenden Netzwerk weiter Sorge zu tragen und es für alle Menschen unabhängig von Diagnose und Wohnort zugänglich zu machen, nennt sie ihre Herausforderung als neue Präsidentin von Palliative Ostschweiz. Ihr gefällt, dass der Verein den Geist der Solidarität und Humanität lebt. Gemeinsam im Anliegen für die Menschen unterwegs zu sein, gilt für sie als Motto. Ihre Aufgabe als Präsidentin ist zudem, dafür zu sorgen, dass die Stimmen der Basis auf nationaler Ebene ankommen und sie die Anregungen der nationalen Seite mit in die Regionen nimmt.

Aufbauarbeit weiterbetreiben
Dass die Stimmen die Basis der Palliative Care betreffend in Bern angekommen sind, zeigt sich an der beschlossenen Motion des Ständerates, für eine angemessene Finanzierung zu sorgen. Denn nebst der Kosten für die Pflege spielen auch jene für den Sozialdienst, die Seelsorge oder Psychoonkologie mit hinein. Nestor sagt dazu: «Es ist enorm wichtig, dass die jahrelange Aufbauarbeit weiterbetrieben wird und nicht wegen finanzieller Engpässe verloren geht.» Den Thurgau nennt sie als Vorreiter, da Palliative Care im Gesetz verankert ist. Sie wünscht sich, dass Palliative Care allen Menschen mit allen Erkrankungen und auf allen finanziellen Ebenen in der ganzen Schweiz zugestanden wird. Als zusätzliche Herausforderung ist die Pandemie dazugekommen. Es sei wie ein «Chlapf», besonders für die Altersund Pflegeheime, welcher das Pflegepersonal sowohl fordert wie auch gefährdet, sagt Nestor. In misslicher Lage sieht sie zunehmend die betagten Menschen, die zugunsten der Jüngeren auf vieles verzichten sollen. Deshalb möchte sie diese Menschen so unterstützen, dass sie ohne wirtschaftlichen und moralischen Druck ihre gesundheitliche Vorausplanung frei gestalten können.

Buchtipp: «Den Weg zu Ende gehen», Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau, ISBN 978-3-033-07246-6, www.vereintecum.ch

 

(Claudia Koch)

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