News aus dem Thurgau

«Die Solidarität mit der Ukraine ist enorm»

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23.03.2022
Die Schweizer Kirchen und ihre Hilfswerke wollen den Leidtragenden des Ukraine-Krieges helfen. Das Engagement ist gross.

Bereits mehr als drei Millionen Menschen sind in Europa auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. In der Schweiz sind mittlerweile über 4'000 Flüchtende registriert, das EDA rechnet mit bis zu 50’000 Geflüchteten bis im Juni.

Internationaler Austausch
Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS verurteilt die russische Aggression und ruft zu Frieden und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten auf. «Die EKS ist auf internationaler Ebene im Austausch mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen ÖRK, der von der Russisch-orthodoxen Kirche fordert, eine Meditationsrolle einzunehmen, damit der Krieg zwischen Russland und der Ukraine beendet werden kann», so Mediensprecher Dominic Wägli. «Auf nationaler Ebene ist die EKS im ständigen Dialog mit den Mitgliedskirchen, die sich mit Friedensgebeten, Spendenaktionen und diversen Hilfsangeboten einsetzen.»

Kollekten und Benefizkonzerte
Auch das Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz HEKS berichtet von grosser Hilfsbereitschaft: «Die Kirchen zeigen grosses Engagement. Viele fragen bei uns nach, was sie tun können, spenden Kollekten und veranstalten Benefizkonzerte», sagt Elke Fassbender vom Bereich «Campaigning, Ökumene, Kirche». Von einem weiteren Hilfsaufruf sieht HEKS deshalb ab. «Wir erachten dies nicht als notwendig und sind dankbar für die herrschende grosse Solidarität.»

Die Spendengelder fliessen in Hilfsprojekte der Partnerkirchen in der Ukraine, in Rumänien, Ungarn und der Slowakei. Sie bieten Hilfe für Vertriebene in der Ukraine, besonders für Ältere und Menschen mit Behinderung sowie für Geflüchtete an den Grenzübergängen.

Sichere Unterkünfte
Auch in der Schweiz unterstützt HEKS Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. «In einem ersten Schritt geht es darum, allen Geflüchteten eine sichere Unterkunft zu vermitteln», so Fassbender. Hierfür arbeitet HEKS koordiniert durch die Schweizer Flüchtlingshilfe mit den Bundesbehörden, Kantonen und anderen Hilfswerken zusammen. Insgesamt hat das Hilfswerk mit humanitärer Hilfe in der Höhe von zwei Millionen Franken begonnen.

Ein Sprachcafé in der Kirche
Doch auch die Kantonalkirchen stellen Hilfe. «Viele Kirchenmitglieder helfen als Freiwillige direkt und unkompliziert», so Mediensprecher Matthias Zehnder von der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Er nennt als Beispiel das Friedensgebet in der Gellertkirche, das in Zusammenarbeit mit Slawistikstudierenden als Treffpunkt für Hilfsbedürftige und Hilfsbereite dient. In der Johanneskirche entsteht ein Sprachcafé, um Deutsch zu lernen und die Geflüchteten bei amtlichen Formalitäten zu unterstützen. Die Basler Mission stellt Hotelzimmer für Familien aus der Ukraine zur Verfügung und bietet Betreuung an.

Seelsorge und Gebete
In Kanton Luzern konzentriert sich die Kirche auf Leistungen, die nicht bereits von anderen Anbietern bereitgestellt werden: «Das sind Seelsorge, Freiwilligenarbeit, finanzielle Unterstützung und Gebete», fasst Synodalratspräsidentin Lilian Bachmann zusammen, «zudem sind wir kommunal, kantonal, national und ökumenisch in unterschiedlichen Gefässen vertreten.»

Mit Verbandsmaterial versorgt
Die Schaffhauser Kirche unterstützt die Soforthilfe über die Kontakte der Protestantischen Solidarität Schaffhausen in Transkarpatien mit Kollekten, Spendenaktionen und Benefizkonzerten. Verschiedene Kirchgemeinden bieten Unterkünfte für Geflüchtete an. Weiter hat sich die Kantonalkirche dafür eingesetzt, Verbandsmaterial zu sammeln, das in die Ukraine transportiert werden konnte.

Kirche und Kanton gemeinsam
In Baselland sind viele Gastfamilien seit dem Taizétreffen in Basel im Jahr 2017 mit jungen Menschen aus der Ukraine verbunden. Der Baselbieter Kirchenrat steht mit dem Leiter der kantonalen Koordinationsstelle Asyl im Austausch, um Unterbringungsmöglichkeiten sowie niederschwellige Angebote für Geflüchtete zu sammeln und zu koordinieren. Weitere Informationen schaltet die Webseite der reformierten Kirche Baselland laufend auf.

Adriana Di Cesare, kirchenbote-online

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