News aus dem Thurgau

Gemeinsam auf dem Weg

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29.05.2022
Vor rund 500 Jahren trennten sich die Wege von Katholiken, Reformierten und Täufern. Die kommende ökumenische Fronleichnamsprozession will alle miteinander ins Gespräch bringen.

Was passiert, wenn wir 2022 mit einer grossen Bibel, geschmückt mit Blumen, durch die St.-Alban-Vorstadt in Basel ziehen und dabei das kundtun, was uns bewegt? Wir werden es erleben am ökumenischen Gedenkspaziergang an Fronleichnam, der bei der Stadt als Demonstrationszug angemeldet ist.

Vor genau 500 Jahren jedenfalls provozierte genau das, und zwar ungeheuer. An Fronleichnam zog Leutpriester Wilhelm Reublin nicht mit der Monstranz, sondern mit einer Bibel durch die St.-Alban-Vorstadt. Ein Skandal.

Leutpriester Reublin hatte schon am prominent besetzten Fastenbrechen im Klybeck-Schlössli wenige Wochen zuvor mitgeschmaust. Das Ereignis ging als Basler Spanferkelessen und Signal für die Reformation in die Geschichte ein. Wegen des Fronleichnamsskandals wurde Reublin aus Basel ausgewiesen. Ein Protestzug seiner Anhängerinnen und Anhänger vors Basler Rathaus verhinderte das nicht.

Priesterehe und Erwachsenentaufe
Auch nachher wirkte Reublin an der Reformation mit. Sie verlief ihm aber nicht konsequent genug. Wohl als erster Theologe damals ging er bereits 1523 die Priesterehe ein. Das wurde zum reformatorischen Akt und bedeutet bis heute den Bruch mit Rom. Reublin wurde Täufer, weil er die Kindertaufe als unbiblisch ablehnte. Schliesslich kam er nach Zollikon, um dort die erste Täufergemeinde mitzugründen. So gingen damals die Wege von Katholiken, Reformierten und Täufern auseinander. Heute gehen sie den Weg gemeinsam und kommen am 17. Juni über Transformation von Kirche und Gesellschaft ins Gespräch.

Hanspeter Jecker und Judith Wipfler

Hanspeter Jecker ist Historiker beim Schweizerischen Verein für Täufergeschichte, Judith Wipfler ist Theologin bei Radio SRF.

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