News aus dem Thurgau

«Der Freiwilligenarbeit gehört die Zukunft»

min
23.01.2023
Ohne das freiwillige Engagement ist das Kirchenleben auch heute nicht stemmbar. Evangelisch Berg und Frauenfeld gehen als gutes Vorbild voran: Insgesamt über 650 Personen bringen sich unentgeltlich ein. Zwei Pfarrer erzählen, wie wichtig die Freiwilligenarbeit ist und wie sie gelingt.

«Freiwillige sind das Herzstück einer lebendigen Kirchgemeinde», sagt Hanspeter Herzog, Pfarrer in Berg. Das Berger Engagement ist beachtlich – über hundert Freiwillige in der Erwachsenenarbeit und ungefähr 80 Personen in der Jugendarbeit.

Viele Mitarbeitende engagierten sich in jener Gruppe, in welcher sie sich momentan selbst zuordnen würden. Jugendliche und junge Erwachsene fände man zudem oft in Gruppen, aus welchen sie als Teilnehmende rausgewachsen sind. «Sie möchten dankbar weitergeben, was sie empfangen haben», erklärt Herzog.

Liebe motiviert
Weshalb sich Menschen ehrenamtlich engagieren, ist für Hanspeter Herzog klar: «Es ist die Liebe zu Gott und zu den Menschen.» Diese Motivation scheint auch in Frauenfeld ausgeprägt zu sein. Denn die evangelische Kirchgemeinde verzeichnet 500 Ehrenamtliche, welche die Kirche laut Pfarrer Samuel Kienast «vielfältig und farbenfroh» machen.

Kienast beobachtet, dass die Freiwilligen durch die Mitarbeit über den Glauben im Gespräch bleiben, den Glauben konkret pflegen und erleben sowie einander darin ermutigen und stärken – «eine zusätzliche Motivation».

Langfristig dienen
Damit die Beziehungen zu Freiwilligen langfristig aufgebaut werden können, seien Wertschätzung und Motivation besonders wichtig. Jeder Mitarbeitende soll sich als Teil eines grossen Ganzen wahrnehmen – als kleines Zahnrädchen, das fehlt, wenn es nicht da ist. Kienast und Herzog sind sich einig: Wer freiwillig arbeitet, will etwas Sinnvolles tun, will es mit Freude und mit Freunden tun.

Wie lange die Mitarbeit andauert, hänge stark vom Glauben ab, erklärt Herzog: «Wenn ich eine Berufung und Sendung für meinen Dienst habe, dann tue ich es, auch wenn es mal schwierig oder unattraktiv ist.»

Freiwillige sichtbar gemacht
In Frauenfeld motiviert das Freiwilligenfest, welches alle zwei Jahre durchgeführt wird. Dieses diene als Zeichen der Wertschätzung, mache aber auch die Freiwilligenarbeit sichtbar, sagt Kienast.

Die Mitarbeitenden in Berg schätzen gemäss Herzog die Dankeskarte zum Jahresende, teilweise mit einem Büchergutschein bei Hauptverantwortlichen und Jugendleitern. Auch das Mitarbeiter-Schulungs-Wochenende, das fast gratis ist, und auch die grosszügige Förderung für persönliche Weiterbildungen kämen gut an.

Persönlich anfragen
Am wirkungsvollsten seien die persönlichen Anfragen zur Mitarbeit, sind sich Herzog und Kienast einig. Jedes Team sorge dabei eigenständig für Nachwuchs, sagt Samuel Kienast: «Diese Personen können konkret Auskunft geben und erzählen meist mit Leidenschaft von ihrer Arbeit. Das steckt an».

Laut Kienast ist es wichtig, aufzuzeigen, dass es verschiedene Möglichkeiten zur Mitwirkung gibt: längerfristige mit kleinerem oder grösserem Einsatz, aber auch projektartige. Das komme den wechselnden Lebenssituationen der Menschen heute entgegen.

«Der Freiwilligenarbeit gehört die Zukunft», sagt Kienast abschliessend. Mit schwindenden Einnahmen werde die Kirche immer mehr darauf angewiesen sein, dass Menschen sich freiwillig engagieren. «Das werden sie auch tun, wenn wir ihnen die Gelegenheit geben, sich einzugeben und mit ihren Gaben mitzuwirken. Davon bin ich überzeugt.»

Tagung «Freiwillige in der Kirche» am Samstag, 18. Februar 2023, Kartause Ittingen. Anmeldung bis 2. Februar an tecum@kartause.ch.

 

(Jana Grütter)

Unsere Empfehlungen

Die Kirche geht zu den Menschen

Die Kirche geht zu den Menschen

Im Frühling wird der Romanshorner Pfarrer Lars Heynen Präsident der Redaktionskommission des Kirchenboten. Im Interview sagt er, wie er sich die Zukunft des viel gelesenen Blattes vorstellt.
Starke Beziehungen trotz sozialer Medien

Starke Beziehungen trotz sozialer Medien

Eine Vorliebe für Technologie, immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst, mit einer Sprache, die man sonst kaum versteht: Wie die «Generation Z» auch Thurgauer Kirchgemeinden fordert.
Das Hungertuch sensibilisiert

Das Hungertuch sensibilisiert

Recht auf Nahrung, Essensproduktion und Ernährungsgewohnheiten: Diesen Themen widmet sich die Ökumenische Kampagne 2023 während der Passionszeit. Einen Beitrag zur Sensibilisierung leistet das Hungertuch.
Beten ist Beziehungspflege

Beten ist Beziehungspflege

Kein Leben ohne Atmen. Kein Glauben ohne Beten. Das Gebet ist existenziell bedeutsam für das Glaubensleben. In ihm geschieht Anrede und die Hoffnung auf Antwort. Wie auch immer diese sich gestaltet: Beten ist Beziehungspflege und Gemeinschaftsvergewisserung.