News aus dem Thurgau

Früchte statt Kohle verkaufen

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27.01.2023
Mit regionalen Projekten kämpfen die kirchlichen Hilfswerke gegen den Klimawandel und für die Nahrungssicherheit der Bevölkerung. In Brasilien trägt die Unterstützung der Kleinbauernfamilien Früchte – auch im übertragenen Sinn.

«Wo Buriti-Palmen wachsen, gibt es Wasser. Werden die Bäume abgeholzt, versiegt auch das Wasser», erklärt Santino Lopes de Araújo. Er lebt in Água Doce, einer abgelegenen Gemeinde, rund vier Autostunden von der brasilianischen Stadt Montes Claros entfernt. Es regnet selten in der Region, die Wasserquellen sind überlebenswichtig. Menschen wie Santino Lopes de Araújo spielen hierbei eine wichtige Rolle.

Der Kleinbauer verfügt über einen grossen Wissensschatz, was lokale Pflanzen, Tiere und natürliche Zusammenhänge betrifft. Seine vielfältige Sammlung an Setzlingen nutzt er, um versiegte Quellen zu regenerieren. Er bepflanzt die Stellen, an denen früher Wasser vorhanden war, mit Baumsetzlingen. Mit der Zeit kann sich so die Natur erholen. Den Lebensunterhalt mit Landwirtschaft zu bestreiten, ist in der Umgebung von Água Doce schwierig. Viele Kleinbauernfamilien leben deshalb von der Herstellung und vom Verkauf von Kohle. Grossgrundbesitzer bringen mit häufig illegal angelegten Plantagen das fragile Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Die Kooperative Grande Sertão, eine Partnerorganisation von Heks, gibt Gegensteuer. Ziel ihrer agrarökologischen Initiative ist es, den Kleinbauernfamilien andere Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen, damit das Land dank nachhaltiger Produktionsmethoden langfristig fruchtbar bleibt.

Neue Verdienstmöglichkeiten
Statt die Bäume für die Herstellung von Kohle abzuholzen, können die Kleinbauernfamilien die Früchte der Bäume, beispielsweise Buriti oder Pequi, zu fairen Preisen an die Kooperative verkaufen. In einer kleinen Fabrik vor Ort werden die Früchte zu Fruchtpulpe verarbeitet. Rund 60 Familien liefern regelmässig an die Kooperative, in der Hauptsaison sind es sogar 100 bis 150. Für die Kleinbauernfamilien sind die Bäume wertvoll geworden. Ihr Schutz lohne sich, es sei ein wichtiger Schritt zur Bewahrung der Artenvielfalt in der Region, die fürs Klima so wichtig ist, so die Heks-Verantwortlichen.

Traditionelles Wissen nutzen
Für die Umsetzung agrarökologischer Projekte sind die Partnerorganisationen von Heks auf Bauern wie Santino Lopes de Araújo angewiesen. Weil sie mit ihrer Begeisterung und ihrer Initiative Veränderungen anstossen können. Vor allem aber, weil sie ihr Wissen in die Projektaktivitäten einfliessen lassen. Etwa, wenn die Kooperative Grande Sertão gemeinsam mit der Universität von Minas Gerais das Wissen zur Buriti- Palme systematisiert. Oder wenn es darum geht, das Angebot an agrarökologischen Produkten auszubauen.

So testet die Kooperative derzeit gemeinsam mit Santino Lopes de Araújo und weiteren Kleinbäuerinnen und -bauern, ob sie den Affenpfeffer vermarkten könnte. Grande Sertão verkauft ihre Produkte an unterschiedliche Kunden. Schulmensen, Restaurants und Privatpersonen sind wichtige Abnehmer wie auch internationale Firmen aus dem Kosmetik- oder dem Pharmabereich. Die Kooperative ist zum Bindeglied zwischen Kleinbauernfamilien und teils grossen Abnehmern geworden.

Sara Baumann

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