«Bü... Bü... Bündnerfleisch!»
Wenn man Ihren Namen auf Youtube eingibt, kommt zuoberst das Video, das «Spiegel online» von Ihrem berühmten Lachanfall im Nationalrat eingestellt hat. Freut Sie das?
Ich habe nichts dagegen, auch nicht, dass ich ständig darauf angesprochen werde. Immer noch. Wohin ich gehe. Ich schäme mich auch nicht dafür, denn jeder, der etwas länger darüber nachdenkt, realisiert, dass der Lachanfall einen ernsten Hintergrund hat. Denn das, was ich las, war kein Text von mir, sondern von einem Juristen der Eidgenössischen Zollverwaltung, der seine Aufgabe hervorragend gemacht hatte und dabei die vielen Verordnungen in unserer überadministrierten Welt blossstellte.
Waren Sie sich des humoristischen Potenzials des Vortrags bewusst?
Nein. Da ich in dieser Fragestunde für Parlamentarier noch einige andere, wichtigere Antworten geben musste, konnte ich nur einen kurzen Blick auf den Text zum Thema «Grenzüberschreitendes Würzfleisch» werfen – und seufzen. Als ich dann am Rednerpult stand (im September 2010), haben meine Augen – wie man das so macht – immer zwei, drei Zeilen vorausgelesen. Plötzlich fielen sie auf das Wort Bündnerfleisch. Und der Rest ist Ihnen bekannt.
Vielleicht sollte man das Video nach jeder «Tagesschau» als Hausmittel gegen Corona-Trübsal ausstrahlen, da man darüber auch nach wiederholtem Betrachten noch Tränen lachen kann?
Eine Frau aus Zürich hat mir einmal geschrieben, dass sie, obwohl sie nicht einmal 30 Jahre alt ist, unter Depressionen leiden würde. Wenn ein Anfall drohte, hätte sie schon mehrfach das Video geschaut und danach wäre es ihr gleich viel besser gegangen! Ist das nicht schön?
Wie Hans-Rudolf Merz mit der Macht als Bundesrat umging, lesen Sie hier.
Interview: Reinhold Hönle, Journalist BR, Baden | Fotos: Keystone-sda, Peter Klauzner und Gian Ehrenzeller – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2020
«Bü... Bü... Bündnerfleisch!»