News aus dem Thurgau

Armut aufzeigen

von Manuel Ditthardt
min
12.04.2024
Armut im Thurgau – gibt es das? Ja, sagen Salome Scheiben und Susanne Braun. Mit der Hilfsorganisation Caritas machen sie in Weinfelden mit einem szenischen Rundgang auf versteckte Armut aufmerksam.

Aufgrund von gestiegenen Mietzinsen, teureren Krankenkassenprämien und erhöhten Stromkosten wird das Geld für viele Leute knapper. Die Sozialberaterin Salome Scheiben und die Verantwortliche für Diakonie bei Caritas, Susanne Braun, möchten die Armut mit einem Rundgang gemeinsam sichtbar machen.

Gemäss den beiden Caritas-Mitarbeiterinnen gibt es auch im Thurgau viele Menschen, welche die alltäglichen Ausgaben nicht mehr selbst finanzieren können und Sozialhilfe benötigen. Doch aus Scham oder anderen Gründen werde diese häufig nicht in Anspruch genommen.

Ab wann ist man «arm»?

Doch was bedeutet es eigentlich, in Armut zu leben? Wer definiert, ab wann jemand «arm» ist? Die Hilfsorganisation Caritas unterscheidet: Während man in wirtschaftlich instabileren Ländern beispielsweise ohne Dach über dem Kopf arm sei, bedeute Armut in der Schweiz, den notwendigen Lebensunterhalt nicht mit dem eigenen Einkommen decken zu können.

Wenn Krankenkasse, geeigneter Wohnraum oder ein gewöhnlicher Zahnarztbesuch unbezahlbar werden, gelte man in der Schweiz als arm, erklärt Salome Scheiben. Die Folgen könnten der Verlust des gesellschaftlichen Anschlusses und Perspektivlosigkeit sein. Gerade die soziale Ausgrenzung durch Armut sieht Scheiben als sehr problematisch an.

Armut politisch bekämpfen

Aus diesem Grund möchten sie und Susanne Braun mit Caritas und weiteren Institutionen auch politisch Einfluss nehmen. Ein grosses Defizit im Kanton Thurgau sei beispielsweise der nicht vorhandene Vermögensfreibetrag bei Bezug von Sozialhilfe, sagt Diakonieleiterin Susanne Braun. «Man muss also quasi gleich Null sein, um Sozialhilfe beantragen zu können.» Ausserdem könne es für säumige Krankenkassenprämienzahlende schwerwiegende körperliche und psychische Folgen haben, da nur die Notfallbehandlung gewährleistet sei.

Der szenische Rundgang werde in Weinfelden durchgeführt, da es dort einerseits die Kirchliche Notherberge Thurgau und andererseits zahlreiche Lebensmittelbezugsmöglichkeiten für die Betroffenen gebe. Dadurch sollen mehr Leute für das Problem «Armut» sensibilisiert und auf die vorhandenen Anlaufstellen aufmerksam gemacht werden.

Szenischer Rundgang

Thema:

«UnSichtbarer Thurgau – Versteckte Armut sichtbar machen»

Wo? 

Zentrum St. Franziskus, Franziskus-Weg 3, Weinfelden

Wann?

Donnerstag, 25. April, 17:30 Uhr
Dienstag, 30. April, 17:30 Uhr

Infos und Anmeldung:

Susanne Braun
sbraun@caritas.ch
071 626 11 84

 

Unsere Empfehlungen

«Es gibt kein Leben ohne Schmerz»

«Es gibt kein Leben ohne Schmerz»

Akute und chronische Schmerzen kennt jeder von uns. Was drückt dem Menschen auf den Rücken? Leben religiöse Menschen gesünder? Kann Schmerz ein Lehrmeister sein? Was ist Biofeedback? Wolfgang Dumat, Psychologe, Psychotherapeut und Experte für chronische Schmerzen, hat Antworten auf diese Fragen.
Bodensee-Friedensweg: Bühne für Meinungsvielfalt

Bühne für Meinungsvielfalt

Friedensbewegt sein muss nicht bedeuten, sich in allen Details einig zu sein. Der diesjährige internationale Bodensee-Friedensweg in Friedrichshafen bewies daher Mut zu Dissens. Die 300 Veranstaltungsteilnehmer – darunter einige Vertreter des Sozial- und Umweltforums Ostschweiz – belohnten diesen ...
Der Bischof und der Witz

Der Bischof und der Witz

Der Bischof von Passau sorgte am Ostersonntag mit einem Witz für viel Gelächter – in der Kirche und darüber hinaus. Das Video wurde auf YouTube bisher über eine Million Mal angesehen.