News aus dem Thurgau

Einladung an den Familientisch

von Cyrill Rüegger
min
31.12.2025
Das Lengwiler Pfarrehepaar Meike und Marc Ditthardt hat ein Buch mit dem Titel «Good Morning, Church!» geschrieben: Es liefert 100 Impulse aus der Bibel. Der Thurgau und Australien dienten als Inspiration.

Was ist der Zweck eures Buches und an wen richtet es sich?
Meike Ditthardt: Es richtet sich an Menschen, die es lieben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Man kann 100 Tage lang jeden Tag mit einem Bibelimpuls beginnen und im Abschnitt «next steps» (nächste Schritte) einen Schritt weiter gehen, um Gott näherzukommen, Jüngerschaft zu erleben, Kirche zu träumen und zu leben. Die Inputs sind angereichert mit biografischen Elementen und Erlebnissen in Kirchen im Thurgau und anderswo, mit ungeschminkten Wahrheiten, humorvollen Geschichten und tiefen, berührenden Erfahrungen.

Marc Ditthardt: Es richtet sich an die Kirchenfamilie. In einer guten Familie kommt man immer wieder zusammen: Um gemeinsam den Tag zu starten, um das Leben wie das Essen zu teilen, um Anteil aneinander zu haben. Es ist eine Einladung, sich an den Familientisch zu setzen, um in Verbindung zu bleiben, um sich für den Tag zu stärken, um durch das Familienoberhaupt, Jesus, und sein Wort ermutigt zu werden.

Wie ist die Idee zum Buchprojekt entstanden?
Marc: Meine Frau hat mich ĂĽberredet. (lacht) Ich habe mir nicht wirklich zugetraut, ein Buch zu schreiben, aber dann war es ein spannender Gedanke, es einfach auszuprobieren. So ist das Projekt zu einer wunderbaren Erfahrung geworden.

Meike: In diesem Jahr stand der Studienurlaub in Australien vor der Tür – und damit stand die Tür zum Schreiben offen! Vor ein paar Jahren hatte Gott uns deutlich gemacht, wie wichtig es ist, jeden Tag eine Zeit mit Ihm zu haben: Daraufhin planten wir kompromisslos jeden Morgen eine Bibel-Gebetszeit ein, um Lernende zu bleiben. Und so entstand das Buch Einladung an den Familientisch «Good Morning, Church»: Tägliche Bibelimpulse für die Kirchenfamilie!

Marc: Wir träumen von einer starken Kirche, wo Glaube lebendig ist, wo auch junge Menschen zu Hause sind – und fühlen uns dabei verbunden mit vielen, die diesen Traum nicht aufgegeben haben, dass in unserer Kirche noch Aufbruch und hundertfältige Frucht passieren können.

 

Leseprobe: Eine Thurgauerin verliert ihren Apfel

Barmherzig und gnädig ist der Herr, gross ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe! (Psalm 103,8-14 HFA)

Wie sagte der Götti unseres jüngsten Sohnes? «Ein Schweizer ohne Sackmesser ist wie eine Thurgauerin ohne Apfel!»

Als ich die Zolldeklaration ausfüllte, hatte ich den Thurgauer Apfel in meinem Rucksack komplett vergessen. Am Flughafen in Melbourne wurden dann Spürhunde auf uns aufmerksam, und ein Beamter machte Fotos von unseren Pässen. Bei der Immigration wurden wir in Line 2 geschickt, wo eine rote Linie am Boden war. Nach einer nicht enden wollenden Wartezeit kam ein ernst dreinschauender Beamter auf uns zu und führte uns an einen Tisch.

Mittlerweile hatten wir unsere Rucksäcke durchsucht, und wir vermuteten, dass der Schweizer Apfel das Problem war. Ich hatte den Corpus delicti bereits herausgenommen und erklärte dem Beamten, dass es mir leidtäte, dass ich nicht mehr daran gedacht hätte, dass der Apfel in meinem Rucksack war. Der Beamte reagierte gar nicht darauf und sagte, ich solle einfach auf seine Fragen antworten: Ob ich den Text in der Zolldeklaration verstanden hätte? Ob ich den Punkt über die Deklaration von eingeführten Früchten verstanden hätte? Ob dies mein Rucksack sei? Meine Erklärungen würgte er sofort ab, für ihn war der Tatbestand klar: Ich hatte in seinen Augen gelogen, da ich den Apfel nicht angegeben hatte. Wir wurden aufgefordert, an der Seite Platz zu nehmen und zu warten. Der Beamte verschwand mit meinem Rucksack, dem Apfel und unseren Pässen...

Ich konnte nur beten und warten. Schliesslich kam der Beamte mit ernster Miene, Pässen und Rucksack wieder und hielt mir ein Dokument unter die Nase: Ich erhielt eine Verwarnung, weil ich in den Augen des Gesetzes ein Vergehen begangen hatte: Thurgauer Apfel nicht deklariert! Sollte dies bei einer erneuten Einreise nochmals vorkommen, drohte mir eine Geldbusse von über 6000 Australischen Dollars! Aber Gott hatte mein Gebet erhört: Wir durften ohne Geldbusse oder Handschellen einreisen! Barmherzig und gnädig ist der Herr!

Next step: Erinnerst du dich auch an eine Situation, wo jemand Gnade vor Recht ergehen liess oder eine Sache glimpflich fĂĽr dich ausging? Wo du Gottes GĂĽte und Barmherzigkeit erleben durftest? Danke ihm dafĂĽr.

 

Ist es schwieriger oder einfacher, ein Buch gemeinsam zu schreiben?
Meike: Wir haben beide je 50 Bibelimpulse geschrieben, die wir individuell ausgewählt und bearbeitet haben. Von daher war kaum Absprache nötig. Da wir sehr unterschiedlich schreiben, ist eine grosse Vielfalt entstanden: Humor und Tiefgang, Alltagssituationen und Abenteuergeschichten, Kirchliches und Persönliches wechseln sich ab – aber immer steht ein biblischer Text im Fokus.

Marc: Wir einigten uns auf einen knackig-kurzen Tagesimpuls, was bedeutete, manche Geschichte zu kĂĽrzen und Komplexes auf den Punkt zu bringen. Aber es ist jetzt spritzig herausgekommen!

Inwiefern hat euch der Bildungsurlaub inspiriert?
Marc: Neben der Reflexion der eigenen Arbeit, wozu ein Studienurlaub dient, gehörte zum Beispiel die Fragestellung, wie Kirche heute die nächsten Generationen erreichen kann. Wir erlebten junge Gemeinden wie die Surf-Church, wachsende Kirchen wie zu Zeiten des Pfingstwunders oder der Apostelgeschichte, die Freude eines 80-Jährigen im Worship… Jesus und die Kirche leben! Das befeuerte das Buch…

Meike: Seit vielen Jahren haben mich Menschen ermutigt, ein Buch zu schreiben, aber der richtige Zeitpunkt war erst im Sabbatical in Australien: Mit Blick aufs Meer, mit Ruhe und Musse, einem Cappuccino und Bibel – einem Wallaby im Busch vor mir oder einem Kookaburra auf der Veranda – sprudelten die Worte und Gedanken nur so in den Laptop…

Ihr erzählt in euren Impulsen von Schicksalsschlägen, aber auch von Alltagssituationen: Inwiefern passt das zusammen?
Marc: Das Leben enthält beides: sowohl herausfordernde Alltagssituationen als auch traumatische, tief einschneidende Schicksalsschläge…

Meike: Dann stellt sich die Frage: Wie gehen wir mit Schwerem um? Wo finden wir Halt? Und noch wichtiger: Wie können wir in unserem Alltag Tag für Tag Gottes Nähe und Geborgenheit erleben, Jesus ins Zentrum stellen, Trost durch den Heiligen Geist erfahren? Denn so bauen wir das Fundament, um Krisen durchzustehen.

Kann es auch sein, dass man mit seinem Glaubenslatein mal am Ende ist und auch Tagesimpulse nichts mehr helfen? Welches ist dann der «next step»?
Marc: Gerade dazu gibt es einige Inputs.

Meike: Es kann beispielsweise wertvoll sein, sich einen Mentor oder eine Mentorin zu suchen, um Schwieriges zu verarbeiten. So wie eine Maria, die überrumpelt wurde mit der Nachricht, dass sie als Jungfrau schwanger werden und einen Sohn bekommen sollte… Sie machte mit Schwangerschaftsübelkeit eine Wanderung durch die Berge, nur um ihre Mentorin Elisabeth zu treffen und ihr ihr Herz auszuschütten. Und sie blieb drei Monate bei ihr – um zu reden, zu beten, das bekannteste Lobpreislied aller Zeiten zu schreiben und voller Glaube, gefüllt mit dem Heiligen Geist, wieder nach Hause zurückzukehren.

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