Grenzen und Wünsche respektieren
Monica Kunz, Mediatorin, Supervisorin und Coach aus Frauenfeld, hebt gleich mehrere Faktoren hervor, die sie aus ihrer Tätigkeit als Co-Stellenleiterin persönlich mitnimmt: das hohe Engagement und die professionelle Arbeit der Arbeitsgruppe sowie die klare Position des Kirchenrats zu diesem Thema. Auch die Zusammenarbeit mit dem Co-Stellenleiter Thomas Alder der landeskirchlichen Fachstelle Jugendarbeit sei sehr schön und unterstützend gewesen, so Kunz. Bereichernd war auch der spannende Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus anderen Landeskirchen an den jährlich zweimal stattfindenden Treffen.
Wie hält man Distanz?
Ihre Tätigkeit von 2003 bis 2015 bei der Kantonspolizei Thurgau als Leiterin der Fachstelle Häusliche Gewalt und ihre Einsätze im Care-Team während sechs Jahren boten ihr langjährige Erfahrung mit Intervention. Auch der Austausch mit Thomas Alder half ihr, bei der Fallbearbeitung nicht an ihre Grenzen zu stossen. Wie gelingt es ihr, persönlich Distanz zu halten? Durch Rücksprachen mit anderen Fachstellen, Supervision und einem ritualisierten Abschluss eines Falles, lautet ihre Antwort. Seit ihrem Antritt 2021 hätten sich keine nennenswerten Veränderungen ergeben. Ziel bei jedem Fall mit strafrechtlichem Ausmass sei es, die Betroffenen an die Fachstelle Opferhilfe Thurgau zu vermitteln. Diese wiederum begleitet die Betroffenen in der Frage der Anzeige bei der Polizei.
Obligatorischer Kurs kommt an
Nebst der Anlaufstelle wurde für die landeskirchlich Angestellten der obligatorische Kurs «Nähe und Distanz» aufgegleist. Monica Kunz sagt dazu: «Zu Beginn war oftmals Widerstand zu spüren und die Frage, warum man überhaupt hier sein muss.» Am Ende der Module gab es immer sehr viel positives Feedback wie «das war ein wirklich wichtiger Kurs, ich habe viel gelernt, es wäre schade gewesen, wenn ich nicht gekommen wäre…».
Deshalb hat Monica Kunz auch bei ihrem Abschied das Gefühl, mit ihrem Einsatz einen Beitrag zu einem ihr seit Jahrzehnten wichtigen Fachgebiet geleistet zu haben. Ein grosses Anliegen ist die Materie auch Miriam Weisser, Kinder- und Jugendarbeiterin aus Müllheim, angehende Fachfrau für Transaktionsanalyse, Coach und Diakonin. «Ich besuchte den obligatorischen Kurs mit dem gut aufgearbeiteten Thema mehrfach.» Weitere Schulungen sowie das Interesse von Weisser kamen bei Kunz so gut an, dass sie ihr ihre Absicht mitteilte, Ende 2024 aufzuhören und die Aufgabe an sie zu übergeben.
Präventiv über Thema reden
Mit spezifischen Schulungen und ihrer langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Miriam Weisser gerüstet, die Stelle zu übernehmen. In ihrer zukünftigen Tätigkeit auf Stundenbasis wird sie besonderen Wert auf Prävention, das Vorleben von Verhaltensweisen und die kontinuierliche Selbstreflexion legen.
Sie nennt Beispiele aus alltäglichen Situationen, wie etwa Begrüssungen und Verabschiedungen, die nicht automatisch in der Form von Umarmungen oder festen Ritualen ablaufen. Vielmehr könnten die persönlichen Grenzen und Wünsche von Einzelnen durch gezieltes Nachfragen erkannt und respektiert werden. Sie selbst habe bisher bei ihrer Tätigkeit keine sexuellen Grenzverletzungen erlebt. Sie erinnert sich jedoch an eine mulmige Situation aus ihrer eigenen Jugendzeit. Deshalb sei sie froh, dass sexuelle Grenzverletzungen kein Tabuthema mehr seien, sondern präventiv darüber gesprochen werde, und dass es eine Anlaufstelle gebe für jegliche Arten von Grenzverletzungen.
Grenzen und Wünsche respektieren