News aus dem Thurgau
Religionsunterricht

Grosse Fragen stellen

von Martina Seger-Bertschi
min
19.12.2024
Der Religionsunterricht steht zum Teil in Bedrängnis – obwohl die Reli-Schülerinnen und -Schüler interessiert sind. Hier bekommen sie nämlich Raum und Zeit für ihre grossen Fragen. Was der Unterricht auch noch für Möglichkeiten bietet, ist im neuen Kurzfilm «Darum Reli!» zu sehen.

«Wo Mänsche Gott erläbed, sueched, findet, danked, chlaged, troimed, ghööred, erchläred, fiired, tanked.» So bringt Andrew Bond in einem seiner Kinderlieder den Inhalt der Bibel auf den Punkt. Die Thurgauer Religionsschülerinnen und -schüler werden es wohl kennen und singen können. Im Laufe der Primarschulzeit bekommen sie ihre eigene Bibel und lernen unter anderem, sich in ihr zurecht zu finden.

Film richtet sich an Eltern
«Über die Bibel nachzudenken», das ist eines von sieben «Darum-Reli-Argumenten», die in einem neuen Info-Film aufgelistet werden (siehe oben). Den vierminütigen Film gaben die katholische und die evangelische Landeskirche Thurgau in Auftrag. «Wir verstehen uns als Dienstleister für die Kirchgemeinden», sagt Mirjam Loos von der evangelischen Fachstelle Religionsunterricht: «Das Video soll niederschwellig gute Gründe für den Religionsunterricht liefern, gerade für Eltern, die unsicher sind, ob ihre Kinder den Religionsunterricht besuchen sollen.»

Der Kurzfilm könne zum Beispiel im Frühling an einem Eltern-Infoabend gezeigt werden und eigne sich gut, um miteinander ins Gespräch zu kommen, erläutert Loos. Das Video sei ganz bewusst ökumenisch: Der Religionsunterricht finde in einigen Schulhäusern nämlich ökumenisch statt, beispielsweise in Berlingen. Auch an anderen Orten werde darüber nachgedacht, um den Unterricht für die Zukunft zu rüsten.

Anzahl Kinder nimmt ab
Eine Frage, mit der immer mehr Kirchgemeinden und Pfarreien konfrontiert sind, ist: Hat der Religionsunterricht überhaupt noch Platz in der Schule? «Auch wenn es organisatorisch manchmal herausfordernd ist, ist es uns wichtig, dass wir mit dem kirchlichen Religionsunterricht in der Schule zur religiösen und ethischen Bildung aller interessierten Kinder und Jugendlichen beitragen können», sagt Mirjam Loos.

Heiner Bär, pensionierter Diakon, der sich noch immer als Katechet engagiert und im Info-Film mit Schülerinnen und Schülern aus Bürglen mitgemacht hat, ist gleicher Meinung: «Es ist wertvoll, wenn wir von der Kirche in der Schule unterrichten können und somit in den Stundenplan integriert sind. Ich schätze den Kontakt zu den Lehrpersonen und zu den Schulleitern». Seit 39 Jahren unterrichtet Heiner Bär Religion. Welche Veränderungen gab es in all diesen Jahrzehnten? «Die Zahl der Kinder ist kleiner geworden. Heute gibt es mehr Optionen als früher, das heisst, die Eltern melden ihre Kinder eher ab – zum Beispiel wegen eines Sporttrainings». Gleich geblieben sei hingegen das Interesse der Schülerinnen und Schüler im Unterricht.

Ich habe mich entschieden, in die Reli zu gehen, weil ich mehr über Gott erfahren möchte.

«Sie hat viele Fragen»
Nichtsdestotrotz gibt es sogar einzelne Kinder, die als ‹konfessionslos› registriert sind und trotzdem den Religionsunterricht besuchen. Sofern kein Elternteil Mitglied der Kirche ist, kann die Kirchgemeinde eine Rechnung stellen.

Zu ihnen zählt die Drittklässlerin Emily: Sie ist nicht getauft, weil ihre Eltern ihr bezüglich Glaubens nichts vorgeben wollten. «Ich habe mich entschieden, in die Reli zu gehen, weil ich mehr über Gott erfahren möchte, Geschichten aus der Bibel hören will und weil meine Freundinnen auch dabei sind», sagt Emily. Ihre Mutter ergänzt: «Wir unterstützen es, dass Emily den Religionsunterricht besucht. Religion können wir ihr nicht vermitteln und sie hat viele Fragen».

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