News aus dem Thurgau

Im Thurgau per Velo pilgern

von Freddy Kugler
min
07.05.2025
Wer sich mit dem Pilgern befasst, dürfte zuerst an den nach Santiago de Compostela führenden Jakobsweg denken. Das Pilgern beschränkt sich jedoch längst nicht mehr auf gläubige Katholiken, sondern bewegt auch immer mehr Menschen in der evangelischen Kirche – zum Beispiel auf dem Meinradweg.

Die Gründe für eine Pilgerreise sind vielfältig. Die Verbindung zu Gott und zu sich selbst zu finden ist etwas in den Hintergrund gerückt. Zwar wollen viele Pilgerinnen und Pilger nach wie vor spirituelle Erfahrungen sammeln, aber einer Mehrzahl der Pilger zu Fuss oder per Fahrrad geht es heute darum, dem Alltagsstress zu entfliehen, sich selbst besser zu kennenlernen und körperliche Grenzen auszuloten. Im Thurgau kann nun auf dem Meinradweg per Velo gepilgert werden.

Transitkanton durchqueren

Der Thurgau spielt mit dem Jakobsweg und der Via Francisca als Pilger-Transitkanton eine wichtige Rolle. Als dritte Route durchquert seit Mai 2019 der spirituelle Meinradweg auf den Spuren des heiligen Meinrad den Kanton. Dessen Initiator ist Pater Philipp Steiner vom Kloster Einsiedeln. Ihm war es ein Anliegen, diese Route ökumenisch offen zu gestalten und auch evangelische Kirchen mit Stempeln oder Stickern für die Pilgernden einzubeziehen.

Im Kanton Thurgau ist dies die evangelische Kirche in Weinfelden. «Da unsere Kirche prominent auf dem Hügel über dem Zentrum thront, wird sie oft besucht. Wie viele Velofahrer auf diesem Weg bei uns halt machen, wissen wir nicht genau. Wir führen keine Statistik, aber in der warmen Jahreszeit begegnen wir immer wieder Velofahrenden, die in und um unsere Kirche eine Rast einlegen», sagt Pfarrerin Esther Baumgartner.

Lebensgeschichte erfahren

Der Meinradweg möchte eine zeitgemässe Ergänzung der bestehenden Pilgerwege sein. Hinter diesem steht ein Projektteam aus Mitarbeitenden der Diözese Rottenburg- Stuttgart, der Erzdiözese Freiburg im Breisgau und dem Kloster Einsiedeln. Fahrradpilger können die Stationen aus dem Leben des heiligen Meinrad wortwörtlich erfahren. Den Routenverlauf geben dessen Lebensstationen vor. Die rund 275 Kilometer des Pilgerweges von der Bischofsstadt Rottenburg am Neckar nach Einsiedeln lassen sich in vier bis fünf Tagesetappen bequem meistern.

Besinnliche Zwischenhalte einlegen

Unterwegs sind gegen 30 geschichtsträchtige Radwegkirchen mit dem Logo des Meinradwegs gekennzeichnet. Diese laden zu einem besinnlichen Zwischenhalt ein. Der Kanton Thurgau hat neben der evangelischen Kirche in Weinfelden noch zwei weitere Kirchen am Meinradweg, wo es den Pilgerstempel gibt, nämlich die katholische Pfarrkirche St. Jakobus in Lommis und die Klosterkirche mit der St. Idda-Kapelle in Fischingen.

Meinrad wurde kurz vor 800 im Sülchgau bei Rottenburg am Neckar geboren. Seine Eltern sandten ihn zur Ausbildung in die damals berühmte Klosterschule auf der Insel Reichenau, wo er später Priester und Mönch wurde. Meinrad verspürte eine grosse Sehnsucht nach einem Leben in der Einsamkeit. Er zog als Einsiedler ans Südufer des Zürichsees und um 835 schliesslich in den «Finstern Wald», wo er 26 Jahre lebte. Meinrad pflegte ein intensives Gebetsleben, war gastfreundlich und beschenkte die Armen, die ihn besuchten.

 

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