News aus dem Thurgau

Kühlschrank in der Kirche

von Lars Heynen
min
26.05.2023
Diakonie und Pfarramtliches – so heisst das Ressort, für das Paul Wellauer als Kirchenrat verantwortlich zeichnet. Für beides finden sich in seiner Biografie durch die bisherigen Stationen seiner Laufbahn Ankerpunkte.

Paul Wellauer erlebte mit drei Geschwistern seine Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof bei Bussnang. Noch während des Konfirmandenjahrs half er eine Jugendgruppe in seiner Kirchgemeinde neu aufzubauen. Fast keck wirkt es, als er von seiner Antwort auf die Frage eines Cevi-Kursleiters erzählt, ob er sich schon einmal überlegt habe, Theologie zu studieren: «Ja», sagte er da, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Womöglich war es naheliegend, weil sich Paul Wellauer in dieser Zeit nicht nur in der Jugendarbeit engagierte, sondern auch in der Sonntagsschule Verantwortung übernahm. Er interessierte sich für verschiedenste Themen, las in der Bibel und hatte keine Probleme damit, vor Gruppen zu sprechen. So begann er das Studium an der Kirchlich-Theologischen-Schule in Basel und wechselte anschliessend an die Theologische Fakultät nach Zürich. In der Mitte des Studiums, im Jahr 1989 heiratete er seine Frau Barbara.

Bei Pfarrer Sieber viel gelernt

Bereits während des Studiums leistete Paul Wellauer erste Wochenendeinsätze im Sozialwerk von Pfarrer Ernst Sieber. Im Anschluss an das Studium wurde er angefragt, ob er als Seelsorger ganz in die Arbeit bei Pfarrer Sieber einsteigen wolle. Während dieser Zeit organisierte er zudem Hilfstransporte, kümmerte sich um Medienarbeit und leitete zuletzt die Drogenauffangstation «Zäller Dach» in Kollbrunn.

Es war, wie Wellauer sagt, eine Zeit, in der er viel gelernt hat, wiewohl die Zusammenarbeit mit Ernst Sieber nicht ohne Reibungsflächen gewesen sei. In der Zeit der finanziellen Krise der Sieber-Werke amtete er als interimistischer Stiftungsratspräsident.

Gabenorientiertes Zusammenspiel

Seine erste Gemeindepfarrstelle bekam Paul Wellauer in Zürich-Altstetten, ein Allround- Pfarramt mit dem Schwerpunkt Jugend- und Familienarbeit, ähnlich wie in der Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil, wo Wellauers – in der Zwischenzeit sind dem Ehepaar sechs Kinder geschenkt worden – seit 2009 wohnen.

In beiden Pfarrämtern erlebte Wellauer ein gutes gabenorientiertes Zusammenspiel zwischen Pfarramt, Diakonat und Jugendarbeit. Der Kühlschrank in der Kirche Bischofszell erinnert Wellauer an die diakonische Arbeit in seiner Kirchgemeinde, das «Tischlein-deck-dich», wo Lebensmittel an bedürftige Personen abgegeben werden, und daran, dass Diakonie eine Kernaufgabe der Kirche ist.

Fotografieren in der Freizeit

Der Bischofszeller ist als sechstes Mitglied in den Kirchenrat gewählt worden und lobt die gute Gesprächskultur und Zusammenarbeit im Gremium. In seiner Freizeit pflegt er seinen Garten. Während eines Studienurlaubs machte er einen Mal- und Fotokurs und fotografiert seitdem leidenschaftlich und viel. Für das Malen bleibt nun nicht mehr so viel Zeit.

Mitarbeitende fördern, Anerkennung und Wertschätzung zeigen: Die Kirche zukunftsfähig machen mit motivierten ausgebildeten und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mir ist es wichtig, die Freiwilligenarbeit zu fördern und das Potenzial zu nutzen, das darin liegt. Eine ausgewiesene Förderkultur und Schulungen von Mitarbeitenden können ein gutes Mittel sein. Vor allem aber sollen Menschen, die sich in der Kirchgemeinde engagieren, Sinn erleben.

Unsere Empfehlungen

«Hier ist etwas anders!»

«Hier ist etwas anders!»

Junge Menschen der Generation Z werden in den kommenden Jahren das kirchliche Leben massgebend mitprägen. Wie lassen sie sich fördern?
Sie lässt sich nicht abschrecken

Sie lässt sich nicht abschrecken

Schon mit 16 Jahren mitbestimmen: Was politisch vielerorts einen schweren Stand hat, ist in den Thurgauer Kirchgemeinden seit 2002 Realität. Wie erlebt die 16-jährige Valentina Steffen aus Erlen ihre erste Versammlung?
Durchbruch schafft offene Türen

Durchbruch schafft offene Türen

Innovative Kirche: Für das «Café Chiläwiesä» hat die Evangelischen Kirchgemeinde Münchwilen-Eschlikon extra eine Wand durchbrochen. Es hat sich gelohnt.