Loslassen – warum nicht?

Pfarrerin Sabine Herold
Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir leiten es gerne weiter. redaktion@kirchenbote.ch
Kennen Sie auch die eine oder andere Last in Ihrem Leben? Ich meine damit nicht schwere Koffer oder überfüllte Einkaufstaschen, sondern Lebenslasten: Dinge, Situationen, Menschen, Sorgen, die uns belasten.
Ich behaupte, dass jeder Mensch mindestens eine mehr oder weniger schwere Last trägt – eine Krankheit, einen schweren Verlust, einen Abschied oder Todesfall, Ängste in der Gegenwart oder um die Zukunft, die Sorge um die Kinder, die Unsicherheit am Arbeitsplatz, Geldsorgen, eine Trennung oder Scheidung. Manche tragen ihr Leben lang schwer an ihrer Kindheit, andere an den Herausforderungen des Alters.
Solange wir meinen, wir müssten unsere Lasten ganz alleine tragen, fühlen wir uns oft überfordert. Doch wohin können wir uns wenden? Sicherlich hilft es, mit einer Person des Vertrauens zu sprechen, sich alles von der Seele zu reden oder zu schreiben. Auch in der Bibel finden wir wertvolle Hinweise im Umgang mit unseren Lasten.
Jesus lud Menschen ein, mit ihren Lebenslasten zu ihm zu kommen, von ihm zu lernen und so bei ihm zur Ruhe zu kommen: «Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.» (Matthäus 11, 28) Jesus hätte selbst genügend Lasten und Sorgen gehabt, aber er lebte aus der tiefen Beziehung zu seinem himmlischen Vater und lud alles bei Gott ab, was ihn beschäftigte. So wurde er frei, um anderen die Lasten tragen zu helfen.
Wenn wir unsere Lasten, Nöte und Sorgen loslassen und sie Gott überlassen, wird es leichter – vor allem in uns selbst –, und wir finden Frieden. Dann können wir selbst auch die Lasten anderer mittragen und sie ein Stück des Weges begleiten.
Ich wünsche uns, dass wir diese «EntLastung» in Bezug auf unsere eigenen Lebenslasten erfahren dürfen und dass wir immer wieder Erquickung finden, gerade in diesen Sommerwochen.
Loslassen – warum nicht?