Mit Gebet ins Jahr starten

Die Gebetswoche der Evangelischen Allianz wird bereits seit 1846 abgehalten. Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird von der AGCK – der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz – organisiert. Diese beiden Gebetswochen folgen im Januar kurz aufeinander: Vom 11. bis zum 18. Januar findet die Allianzgebetswoche statt, in der darauffolgenden Woche vom 18. bis zum 25. Januar die Gebetswoche für die Einheit der Christen.

«Beten in Einheit verbindet uns»

Samuel Kienast ist Kirchenrat der Evangelischen Landeskirche Thurgau und Pfarrer der Evangelischen Kirchgemeinde Frauenfeld. Er erklärt die Existenz zweier so grosser, fast parallel laufender Gebetswochen, an denen die Landeskirche beteiligt ist, mit ihrer unterschiedlichen Ausrichtung: «Die Allianzgebetswoche ruft in erster Linie die evangelischen Christen der Landes- und Freikirchen zum gemeinsamen Gebet auf. Die Gebetswoche für die Einheit der Christen kommt aus der ökumenischen Bewegung der evangelischen und katholischen Landeskirchen gemeinsam mit orthodoxen Kirchen.»

Verbinden würde die beiden Gebetswochen eine «Sehnsucht nach gemeinsamem Beten und die Überzeugung, dass Beten in Einheit uns verbindet und eine grosse Kraft hat». Beide Gebetswochen hätten zum Ziel, die Not der Welt wahrzunehmen und dafür zu beten. Kienasts Ansicht nach eignet sich der Januar gut für solche Gebetswochen, da der Jahresanfang dazu einlade, über Neuanfänge in den Kirchen und im eigenen Leben nachzudenken.

Zu nah beieinanderliegend

Die Evangelische Allianz Frauenfeld, der auch die Evangelische Kirchgemeinde Frauenfeld angehört, organisiert verschiedene Anlässe im Rahmen der Allianzgebetswoche. Kienast und seine Kirchgemeinde öffnen beispielsweise die Türen für die anderen Gemeinden im Jugendgottesdienst Lighthouse27. Anlässe zur Gebetswoche für die Einheit der Christen veranstaltet die evangelische Kirchgemeinde Frauenfeld aufgrund der eine Woche zuvor stattfindenden Allianzgebetswoche nicht.

Auch Hanspeter Herzog, Pfarrer der Evangelischen Kirchgemeinde Berg, befürchtet eine «kräftemässige Überforderung », wenn seine Gemeinde zusätzlich an der Gebetswoche für die Einheit der Christen teilnehmen würde. Denn auch die Kirchgemeinde Berg ist durch ihre Zugehörigkeit zur Evangelischen Allianz Sulgen und Umgebung bereits fest in die fast zeitgleich stattfindende Allianzgebetswoche integriert. Trotzdem betont Herzog die wichtige ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche, wie sie über das gesamte Jahr hinweg gepflegt werde.

«Tiefe Verbundenheit» entstanden

«Nicht im stillen Kämmerlein», sondern das gemeinsame Beten sei das Ziel der Allianzgebetswoche, sagt Herzog, der selbst mehrere Jahre Präsident der Evangelischen Allianz Sulgen und Umgebung war. Durch diese Gebetswoche sei eine «tiefe Verbundenheit» zwischen den Gemeinden entstanden. Die Evangelische Allianz Sulgen und Umgebung plant neben einem gemeinsamen Gottesdienst zum Auftakt liturgische Gebetsabende und Gebetstreffen in Kleingruppen.

Gebet nicht unterschätzen

An einem ökumenischen Gottesdienst im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen der AGCK ist beispielsweise die Evangelische Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf mitbeteiligt. Pfarrer Frank Sachweh bedauert, dass es keine gemeinsamen Gebetszeiten mehr gebe. Diese habe man früher im Rahmen der Gebetswoche noch durchgeführt, nun seien sie aber «nicht mehr so gut angenommen» worden. Mit dem ökumenischen Gottesdienst sollen Sachweh zufolge Beziehungen gepflegt werden, «neue Impulse» entstehen und das gemeinsame Beten im Fokus stehen. Denn: «Das Gebet vermag viel, was wir vielleicht nicht gleich erkennen.»