News aus dem Thurgau

Neue Seelsorgerin im Kantonsspital Münsterlingen

von Inka Grabowsky
min
05.09.2023
Die Pflegefachfrau, Psychologin und Pfarrerin Susanne Imhof begleitet künftig Patientinnen und Patienten sowie Personal.

«Es ist mein Traumjob», sagt Pfarrerin Susanne Imhof. «Ich habe Theologie studiert, um in der Seelsorge im Spital arbeiten zu können.» Sie habe quasi ihr ganzes Berufsleben im Spital verbracht, so die 54-Jährige. Zunächst absolvierte sie eine Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau, dann studierte sie klinische Psychologie. «Psychologie ist wichtig, aber gelegentlich kommt man an Grenzen und stösst auf existenzielle Fragen, die sich nicht ohne Weiteres beantworten lassen. Dafür braucht es die Transzendenz. Und die Theologie gibt Antworten.»

Sie habe es als Privileg empfunden, ihre bisherige Ausbildung mit dem vierjährigen Theologie-Quereinsteiger-Studium an der Universität Zürich ergänzen zu können. «Das Erlernen von Hebräisch und Altgriechisch ist mir allerdings wirklich nicht leichtgefallen», fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Anderes saugte sie begierig auf: «Um das theoretische theologische Wissen mit Erfahrungen anzureichern, habe ich zusätzlich den Lehrgang ‹Christliche Spiritualität› an der Universität Fribourg besucht.»

In schweren Momenten da sein

Nun freut sich das Kantonsspital Münsterlingen, eine so umfassend gebildete Seelsorgerin gewonnen zu haben. «Ihre Beziehung zum Spital und ihre gewinnende Art haben uns überzeugt», sagt Pflegedirektorin Agnes König. Sie wies darauf hin, dass die Seelsorge in einem Spital eine ausgesprochen wichtige Aufgabe übernimmt. Sie schafft und öffnet Räume für Spiritualität – in der persönlichen Begegnung mit Patienten, in der Zusammenarbeit mit den Behandlungsteams oder aber auch durch die Organisation von entsprechenden Ritualen.

Die Spitalseelsorge ist auch in schweren Momenten eines Spitalalltages da. Da gilt es patientenbezogene Schicksale, belastende Situationen für das Behandlungsteam oder für die gesamte Organisation anzusprechen. «Auch wir von der kirchlichen Seite sind dankbar, dass wir Susanne Imhof für diese Stelle gefunden haben», betont Kirchenrat Pfarrer Lukas Weinhold, der die Zürcherin im Namen des Evangelischen Kirchenrats des Kantons Thurgau nach ihrem Gelöbnis als berechtigt erklärte, als evangelisch-landeskirchliche Seelsorgerin im Kantonsspital zu wirken. «Kranke Menschen zu begleiten ist eine urchristliche Aufgabe. Pfarrerin Imhof ist sowohl fachlich als auch durch ihre Persönlichkeit bestens geeignet.» Die Landeskirche hat sich ebenfalls die Expertise von Susanne Imhof gesichert. In einem kleinen Teilpensum wird sie als Palliative-Care-Beauftragte arbeiten.

Ohnmacht zulassen

Spital-Seelsorgende sehen sich Menschen in existenziellen Krisen gegenüber. «Die Frage nach dem Warum und dem Wozu einer Krankheit oder eines Unfalls stehen für nicht wenige Patienten im Mittelpunkt ihres Suchens», so Kirchenrat Weinhold. «Man muss Ohnmacht zulassen und wird mitunter die eigenen Grenzen spüren.» Bei Gesprächen am Krankenbett und beim sonntäglichen Gottesdienst im Spital müsse man Menschen auf einem Weg begleiten, der oft nicht leicht ist.

In ihrer Predigt strahlt Susanne Imhof Zuversicht aus, mit dieser Herausforderung fertig zu werden. «Die Wärme, die wir weitergeben, kommt von Gott. Ich nehme sie auf und gebe sie weiter. Das entlastet mich.» In Berufung auf den Mystiker Bernhard von Clairvaux nutzte sie das Bild einer Schale, in der sich Liebe ansammelt. «Wenn sie überfliesst, kann man geben, ohne selbst Schaden zu nehmen.»

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