Prinzip Hoffnung: Ermutigende Leiterin
Debora wird in Richter 4,4 als Prophetin und Richterin bezeichnet. Tatsächlich waren die Richter damals geistliche, politische, juristische und auch oft militärische Führer. Ungewöhnlich für die patriarchalische Gesellschaft war, dass Debora als Frau als Richterin durchaus anerkannt war. Sie wurde vom Volk Israel gerne als Beraterin aufgesucht. Es scheint, als sei sie sehr beliebt und erfolgreich gewesen.
Weise Begleitung (Richter 4,4-9)
Zu der Zeit war Richterin in Israel die Prophetin Debora, die Frau Lappidots. Sie hatte ihren Sitz unter der Palme Deboras zwischen Rama und Bethel auf dem Gebirge Ephraim. Und die Israeliten kamen zu ihr hinauf zum Gericht. Und sie sandte hin und rief Barak, den Sohn Abinoams aus Kedesch in Naftali, und sprach zu ihm: Hat dir nicht der Herr, der Gott Israels, geboten: Geh hin und zieh auf den Berg Tabor und nimm zehntausend Mann mit dir von den Naftalitern und den Sebulonitern? Ich aber will Sisera, den Feldhauptmann Jabins, zu dir lenken an den Bach Kischon mit seinen Wagen und mit seinem Heer und will ihn in deine Hände geben.
Barak sprach zu ihr: Wenn du mit mir gehst, so will ich gehen; gehst du aber nicht mit mir, so will ich nicht gehen. Sie sprach: Ich will mit dir gehen; aber der Ruhm wird nicht dir zufallen auf dem Weg, den du gehst, sondern der Herr wird Sisera in die Hand einer Frau ausliefern. So machte sich Debora auf und ging mit Barak nach Kedesch.
Leitungsprinzip 1: Einfühlsam, respektvoll
Debora amtiert während der feindlichen Herrschaft des Königs Jabin von Hazor, der das Volk Israel zwanzig Jahre lang unterdrückt hatte. Und dann erhält Debora von Gott den Auftrag, die Israeliten zum Kampf aufzurufen, damit die Unterdrückung ein Ende hat. Das Problem ist, dass der Oberbefehlshaber Barak Angst hat, in den Kampf zu ziehen – und daher den Auftrag aufschiebt. Debora hätte ihn mit Vorwürfen überhäufen können – im Sinne von: «Hey, du Feigling, warum ziehst du nicht endlich los? Jetzt tu endlich das, was Gott von dir verlangt!»
Stattdessen packt sie die Erinnerung an Gottes Auftrag in eine Frage (Richter 4,6-7): So zeigt sie sich als einfühlsam und weise. Indem sie eine Frage stellt, lässt sie Barak eine Entscheidungsfreiheit. Sie behandelt ihn mit Würde und Respekt. Sie erinnert ihn liebevoll an Gottes Auftrag. Nadja Abt Gürber erklärt: «Echte Ermutigung besteht nicht darin, anderen schnelle Lösungen oder Ratschläge zu geben, sondern sie mit ihrer eigenen Kraft, ihrem Glauben und ihrer Hoffnung in Berührung zu bringen.» Gute Führung bedeute, Werte zu leben, die einen echten Dialog ermöglichen: Augenhöhe, Interesse, Offenheit, Empathie, Respekt und Wertschätzung.
Abt Gürber spricht aus ihrer reichen Erfahrung als Psychologin. Und was antwortet Barak? «Wenn du mit mir gehst, so will ich gehen; gehst du aber nicht mit mir, so will ich nicht gehen.» (Vers 7) Barak erkennt seine eigene Schwachheit und den starken Glauben von Debora. Debora hätte jetzt so richtig Oberwasser bekommen können. Der Oberbefehlshaber stellt sie auf solch einen Sockel, jetzt könnte sie doch die Gelegenheit nutzen, ihre Machtposition so richtig klarzumachen und die oberste Heeresleitung zu übernehmen! Aber das macht sie nicht. Offen und fair nennt sie ihm die Konsequenzen dessen, was er da vorschlägt. Sie warnt ihn, dass es sein kann, dass nicht er als Heerführer als der Sieger angesehen wird, sondern eine Frau.
Gute Leitende sind in Verbindung mit sich selbst, mit den Menschen, die sie führen, und mit Gott.
Leitungsprinzip 2: Vertrauensvoll ermutigen
Debora sieht Baraks Schwäche und dient ihm mit ihrem Gottvertrauen, sie feuert ihn an und stärkt ihn für seine Aufgabe. Für Abt Gürber gehören Führung und Ermutigung zusammen: «Wer führen will, ohne zu ermutigen und Vertrauen zu haben, führt aus Kontrolle. Ermutigung hingegen öffnet Räume, in denen Vertrauen wieder wachsen darf.» Debora ermutigt Barak, seine Verantwortung zu übernehmen und mutig zu handeln. Laut Abt Gürber brauchen wir Menschen an unserer Seite, die uns bestärken und zugleich daran erinnern, selbst ins Tun zu kommen.
Leitungsprinzip 3: Mit Gott verbunden
Laut Abt Gürber steht Debora für eine Führung, die aus innerer Verbundenheit mit Gott geschieht. Sie hörte auf seine Stimme und hatte den Mut, ihr zu folgen, auch gegen Widerstände. Ihre Entscheidungen beruhen nicht allein auf eigenen Überlegungen, sondern auf dem Vertrauen, dass Gottes Weg der richtige ist. Und mit ihrem Mut steckt Debora den zaghaften Barak an, sodass der Sieg gelingen kann. Aber sie singt ihr Siegeslied nicht allein, sondern mit Barak gemeinsam. Wieder hätte sie nun sich selbst allein in den Mittelpunkt stellen können, stattdessen ehrt sie alle, die mit zum Sieg beigetragen haben, vor allem aber rühmt und preist sie mit Barak ihren grossen Gott (Richter 5,1-3).
Leitungsprinzip 4: Demütig dienen
Mit ihrem Verhalten erweist sie sich als die beste Leiterin überhaupt: Ihre Motivation ist zu dienen. Sie dient Gott, ihrem Volk und dem Feldherrn Barak. Und vergisst auch im Siegesrausch nicht, wem sie dem Sieg verdankt: Sie schreibt ein Lobpreislied und feiert eine Worshipnight! Das ist Demut, die man bei Leitungsämtern braucht: die Verneigung vor Gott. «Debora führte mit Klarheit und Demut, im Bewusstsein, dass ihre Stärke aus Gott kam und nicht aus eigener Macht», beschreibt Abt Gürber die Führungskraft Deboras. Sie schenkte Vertrauen, wo Unsicherheit herrschte, und gab anderen Halt, weil sie selbst im Glauben verwurzelt war. Abt Gürber fasst zusammen: «Gute Leitende sind in Verbindung mit sich selbst, mit den Menschen, die sie führen, und mit Gott.» Und diese Art von Leiterschaft steht unter einem besonderen Segen Gottes (Richter 5,31): Es herrschte vierzig Jahre lang Frieden im Land.
Prinzip Hoffnung
«Prinzip Hoffnung» lautet 2026 das Jahresschwerpunktthema des Kirchenboten. Als Basis zu einer theologischen Betrachtung mit fachlichem Aktualitätsbezug dient jeweils eine mutmachende Bibelstelle – diesen Monat sind es Kapitel 4 und 5 des Buches Richter.

Prinzip Hoffnung: Ermutigende Leiterin