Raum für Neues schaffen
«Good Practice» lautet das Format, das Flavia Hüberli, Verantwortliche der Fachstelle (inspirierende) Gemeindeentwicklung in der Evangelischen Landeskirche Thurgau, in diesem Jahr lanciert hat. An den Anlässen sollen neue Gottesdienstformen entdeckt werden. Interessierte und Mitglieder anderer Kirchgemeinden haben die Möglichkeit, sich von ausgewählten besonderen Gottesdiensten in Thurgauer Kirchgemeinden inspirieren zu lassen.
Bisher fanden vier Anlässe mit einem ernüchternden Ergebnis von lediglich zwei Teilnehmenden statt. Dieser versuchte Innovationsansatz scheint bislang nicht gefruchtet zu haben. Doch was, wenn Innovation allein gar nicht mehr ausreicht, sondern es auch den Gegenspieler Exnovation braucht, weil die Kapazität für Neues in Kirchgemeinden teilweise nicht gegeben ist?
Fokus setzen
Überall vernehme man, dass die Kirche etwas unternehmen müsse, um den Anschluss an die Gesellschaft nicht zu verlieren, erzählt Flavia Hüberli. In Kirchgemeinden beobachte sie auch durchaus den Versuch, innovative Projekte aufzugleisen. Doch ständig Neues schaffen zu wollen, ohne Bestehendes beiseitezulassen, führe langfristig zur Überlastung der Mitarbeitenden.
«Ein zentrales Problem liegt meiner Ansicht nach darin, dass viele Kirchgemeinden nicht mehr benennen können, wozu und für wen sie eigentlich da sind», so Hüberli. Erst wenn man sich diesen konkreten Fragen als Kirchgemeinde gestellt habe, könne man überlegen, was man weglassen und welche innovativen Projekte man stattdessen angehen möchte. Denn als «Dienstleister für alles» leide man häufig an Entscheidungsinkompetenz.
Gelungene Exnovationsbeispiele
Im Rahmen einer berufsbegleitenden Weiterbildung hat Hüberli eine Arbeit zum Thema Exnovation verfasst. Darin schreibt sie, dass neue Vorhaben «durch das Abschaffen veralteter Prozesse, Strukturen und Technologien» besser umgesetzt werden könnten.
In der Evangelischen Landeskirche Thurgau ist Exnovation gemäss Hüberli bereits an verschiedenen Stellen gelungen: Beispielsweise habe man Kommissionen abgeschafft, um Sitzungen und dazugehörige Sitzungsgelder einzusparen. Auch der Verzicht auf bisherige Gottesdienstformate zugunsten eines modernen Gottesdienstes stellt für Hüberli eine gelungene Exnovation in Verbindung mit Innovation dar.
Raum für Neues schaffen