News aus dem Thurgau
EKS-Sommersynode

Sandro Bugmann: Mit 26 Jahren in den höchsten reformierten Rat der Schweiz

von Tilmann Zuber
min
16.06.2025
Am vergangenen Wochenende wurde Sandro Bugmann von der Synode der EKS in St. Gallen in den Rat gewählt. Als Finanzchef setzt er sich für eine nachhaltige Zukunft der Reformierten ein. Bereits als Kind hat er sich für die Kirche begeistert.

Mitglied der Schwyzer Synode, Kirchenrat der Kantonalkirche Schwyz, Vorstandsmitglied von Mission 21. Und nun ist Sandro Bugmann auch Ratsmitglied der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS). Am vergangenen Wochenende wählte ihn die Synode der EKS in St. Gallen in den höchsten reformierten Rat der Schweiz – mit gerade einmal 26 Jahren. Dort wird er voraussichtlich die Bereiche Finanzen und Bildung verantworten.

Zwischen Börse und Kirchenbank

Während Gleichaltrige an ihrer Work-Life-Balance feilen und in Bars auf den Feierabend anstossen, übernimmt Bugmann ein kirchliches Amt nach dem anderen. Und das im gewichtigen Ressort Finanzen. Für ihn ist das kein Problem, denn Geld, Finanzanalysen und Marktstrategien prägen seinen Berufsalltag. Bugmann arbeitet als Anlagespezialist bei der Schwyzer Kantonalbank. «Momentan ist es wegen der US-Politik etwas hektischer», sagt er. Umso mehr schätzt er sein Engagement bei Mission 21, das ihm zeigt, dass es wichtigere Probleme gibt als einen schlechten Börsentag. Nebenbei betreibt er mit zwei Freunden den Podcast «Work Life Talents (WLT)», in dem sie wöchentlich das Weltgeschehen an den Finanzmärkten kommentieren. Der Erfolg gibt ihnen recht: Die Zahl der Abonnenten wächst stetig.

Mission 21 als Herzensangelegenheit

Seit letztem Jahr sitzt Bugmann im Vorstand von Mission 21. «Das ist für mich eine Herzensangelegenheit», sagt er. Als Jugendlicher besuchte er im Konfirmandenjahr das Hilfswerk in Basel und erlebte, wie die reformierte Kirche weltweit wirkt. Noch heute beeindruckt ihn, wie viel man mit wenigen Spenden erreichen kann und wie die Projekte das Leben der Menschen verbessern. Gleichzeitig wird ihm bewusst, wie privilegiert die Schweiz ist.

Schon als Kind interessierte sich Bugmann für religiöse Fragen – obwohl seine Eltern aus der katholischen Kirche ausgetreten waren. Er jedoch war von biblischen Geschichten fasziniert und besuchte den Religionsunterricht. Eine «hervorragende Religionslehrerin», so Bugmann, legte den Grundstein für seine spätere kirchliche Laufbahn.

In der dritten Klasse fiel ihm auf, dass alle anderen im Religionsunterricht getauft waren – nur er nicht. Das wollte er ändern. «Als Neunjähriger wird man mit so einer Idee zunächst nicht ernst genommen», erzählt er. Doch als sein Umfeld merkte, wie wichtig ihm das war, trafen sich die Bugmanns mit dem Pfarrer, und er wurde feierlich getauft. Später engagierte er sich in der Jugendarbeit, während sein Umfeld ihn weiterhin unterstützt.

Geld als Ressource, nicht als Selbstzweck

2019 wurde er Synodaler im Schwyzer Kirchenparlament, 2022 – mit 23 Jahren – Kirchenrat mit dem Ressort Finanzen und Versicherungen. Was bedeutet Geld für den Finanzexperten? Diese Frage hört Bugmann oft, meist mit dem unausgesprochenen Vorwurf, ein Christ dürfe nicht in der Finanzbranche arbeiten. Doch er bleibt gelassen: «Geld ist eine Ressource, die man zum Leben braucht – als Privatperson wie als Unternehmen. In meinem Beruf gebe ich Empfehlungen ab, was je nach Ziel mit dieser Ressource gemacht werden sollte.» Die Kirche müsse ihre Mittel so einsetzen, dass sie möglichst viel bewirkt.

Der Rückgang der Mitgliederzahlen und damit der Steuererträge wird die Kirche künftig noch stärker belasten, warnt Bugmann. Hinzu komme die mögliche Abschaffung der Kirchensteuer für juristische Personen in einzelnen Kantonen. Er fordert die Kirche auf, eine langfristige Strategie zu entwickeln – mit Blick auf die nächsten 20 Jahre. Bugmann stellt fest, dass das Durchschnittsalter in den Kirchenbehörden zwischen 50 und 70 Jahren liegt. «Deshalb planen sie oft zu kurzfristig.»

Immobilien als SchlĂĽssel zur Zukunft

Aktuell beschäftigen ihn die kirchlichen Immobilien. Jede Kirchgemeinde müsste sich eine Liegenschaftsstrategie erarbeiten, denn Immobilien sind das grösste Vermögen, aber auch der grösste Kostenfaktor. Noch könne die Kirche ihre Gebäude so umbauen, dass sie der Bevölkerung und der Kirche gleichermassen nützen. Dabei gehe es ihm nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die Sicherung der kirchlichen Finanzen – damit die Kirche auch in Zukunft Gutes bewirken kann.

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