News aus dem Thurgau

Sie hat viel aus dem Thurgau mitgenommen

von Cornelia Brunner-Scherrer
min
25.11.2023
Mit 13 Jahren entschloss sie sich, Pfarrerin zu werden. Vierzig Jahre später, im November 2023, ist Esther Straub als erste Frau zur Kirchenratspräsidentin der Reformierten Zürcher Landeskirche gewählt worden. Ihre Thurgauer Wurzeln sind immer präsent.

Bereits als 13-Jährige wusste Esther Straub: Sie will Pfarrerin werden. Einen Anstoss dazu gaben die Bücher «Don Camillo und Peppone» von Giovanni Guareschi, die ihr sehr imponiert hätten. Die Tiefe der Geschichten berühre sie auch heute noch. Straub erinnert sich, «dann ist mir die Idee gekommen Pfarrerin zu werden und die hat mich nie mehr losgelassen». Von diesem Moment an sei für sie klar gewesen: «Das mache ich jetzt.» Und das macht sie bis heute: Am Dienstag, 21. November 2023 wählte die Kirchensynode Esther Straub zur Kirchenratspräsidentin der Reformierten Landeskirche Zürich – als erste Frau.

Das Schmieden bringt meine Fähigkeiten auf den Punkt: sorgfältiges Handwerk und kreativer Geist.


Denken und handeln
Die Thurgauerin, aufgewachsen in einer Dorfschmiede am Bodensee, beschreibt ihre Fähigkeiten auf ihrer Webseite mit den folgenden Worten: «Das Schmieden bringt meine Fähigkeiten auf den Punkt: Sorgfältiges Handwerk und kreativer Geist. Kraftanstrengung und Schwung. Transformation von Beständigem in neue Formen. Hier liegen meine Stärken.»

Diese Mischung aus Willen und Offenheit hat Straub bewogen, den Weg an die Kantonsschule einzuschlagen und durchzuziehen. Dann folgte das Theologiestudium in Zürich; eine ihrer Mitstudentinnen war Christina aus der Au, die heutige Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau.

«Heimat mitgestalten»
Für Esther Straub war die Kirche schon in ihrer Jugendzeit «Heimat, die zum Mitgestalten herausfordert». Ihr sei früh bewusst geworden, dass Kirche nicht einfach gegeben ist. Die Kirchgemeinde als demokratische Organisation brauche die Menschen zum Mitgestalten, um die Richtung zu bestimmen, zum Mitreden. Die Kirche war aber auch die Heimat ihrer Kindheit: «Schon als Vierjährige war ich eine stolze Sonntagsschülerin.»

Auch während der Konfirmationszeit habe sie fast jeden Sonntag den Gottesdienst besucht. Ihr Elternhaus sei nicht übertrieben von religiösen Ritualen bestimmt gewesen. «Für mich war die Kirche eine Selbstverständlichkeit und ein Ort des Feierns und der Auseinandersetzung.» Schon früh habe sie wahrgenommen, dass die biblischen Geschichten etwas zu ihrem Leben zu sagen hätten. Die Kirche habe einfach dazugehört – im Sinne von Heimat: «Wissen, da bin ich daheim, dieser Glaube macht meine Identität aus.»

Mein Vater hat mir beigebracht, erst dann zu reden, wenn ich etwas zu sagen habe, dann aber schon.

 
Ordiniert im Thurgau
Esther Straub wurde von der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau in der Kirchgemeinde Güttingen ordiniert. Danach promovierte sie an der Universität Zürich und wirkte seither als Pfarrerin in Zürich Nord. Sie heiratete und wurde Mutter von drei Kindern. Zudem engagierte sich Straub für die SP als Gemeinderätin der Stadt Zürich, später als Kantonsrätin. 2015 wurde sie für die Religiös-soziale Fraktion in den Kirchenrat gewählt.

Mitgenommen aus dem Thurgau habe sie den Dialekt, der auch nach 34 Jahren in Zürich praktisch nicht abgeschliffen sei. Zudem «die Äpfel, ich kann nicht ohne Äpfel und Most sein», und die Prägung ihrer Eltern. «Meine Mutter hat mir die biblischen Geschichten und den Glauben ins Herz gelegt. Und mein Vater hat mir beigebracht, erst dann zu reden, wenn ich etwas zu sagen habe, dann aber schon», sagte sie in ihrer Antrittsrede.

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