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Bildung

«Theologie passiert im Dialog»

von Noemi Harnickell
min
02.05.2025
Im Theologiekurs setzen sich die Teilnehmenden mit Bibel, Christentum und Glauben auseinander – und kommen dabei auch der eigenen Biografie auf die Spur.

«Der Theologiekurs ist die bekannteste Ausbildung der evangelisch-reformierten Kirche und ist dennoch in vielen Kreisen unbekannt», sagt Regula Tanner, die den Kurs in Basel leitet. Beim Abschluss des Kurses wird allen Teilnehmenden eine Urkunde überreicht.

Religiöse Themen interessieren

Der Theologiekurs, in Kombination mit fachspezifischen Lehrgängen, macht es möglich, als Laienpredigerin, Religionslehrer oder Sozialdiakonin in Kirchgemeinden zu arbeiten. Allerdings ist das gar nicht das Hauptziel des Kurses: «Der Kurs versteht sich als Fortsetzung der reformatorischen Bildungsbewegung», erklärt Regula Tanner. «Diese strebte danach, die Kirchenmitglieder dazu zu ermächtigen, Kirche theologisch mitzugestalten.»

Viele Leute im Kurs interessieren sich für religiöse Themen. Sie haben das Gefühl, ihr Glaube und ihr Wissen wären mit der Konfirmation stehen geblieben. Nun wünschen sie sich, vom Kinder- in einen Erwachsenenglauben hineinzuwachsen.

Heiliger Geist, Gerechtigkeit, Buddhismus

Der Theologiekurs dauert insgesamt drei Jahre und gliedert sich in drei Themenfelder: Gottesfrage, Christologie und Kirchengeschichte. Jeder Themenbereich wiederum behandelt fünf Bereiche, die auf Grundlagentexten basieren, die eigens für den Kurs erstellt wurden: die Bibel, Themen der Theologie, Geschichte des Christentums, Ethik und Weltreligionen. Der Theologiekurs orientiert sich inhaltlich am Fächerkanon des Theologiestudiums, bricht die Themen jedoch auf die Erwachsenenbildung herunter.

Ein Einstieg in den Kurs ist jedes Jahr im August möglich. So fängt jemand vielleicht mit dem Thema der Gottesfrage an, ein anderer hört mit demselben Thema auf. Wer sich dazu entscheidet, diesen August mit dem Kurs zu beginnen, wird als Erstes in der Kirchengeschichte landen und sich unter anderem mit dem Heiligen Geist, mit Gerechtigkeit und mit dem Buddhismus auseinandersetzen.

 

Theologiekurs

Der evangelische Theologiekurs wurde 1984 gegründet und wird in den meisten reformierten Kirchen im deutschschweizerischen Raum angeboten. In drei Jahren erwerben die Lernenden theologisches Grundwissen.

In Basel findet am 19. Mai findet ein Informationsanlass statt: 17.15 –18.15 Uhr, Zwinglihaus, Gundeldingerstrasse 370, Basel. www.forumbasel.ch

 

Eine Ausbildung für alle, die gern lesen

Regula Tanner sieht in der Methode grosse Chancen. «Es führt dazu, dass jedes Jahr ganz neue Gedanken und Lebensentwürfe in die Gruppe kommen», sagt sie. «Gerade in Gruppen, in denen es zu Spannungen kommt, kann eine neue Zusammensetzung die Dynamik auflockern.»

 

Regula Tanner, Leiterin des Theologiekurses in Basel.

Der Theologiekurs ist offen für alle, eine abgeschlossene Ausbildung ist nicht vorausgesetzt. Allerdings, betont Tanner, sei es wichtig, genug Deutsch zu sprechen und zu verstehen, um sich mit Texten auseinandersetzen zu können. In einem Aufnahmeverfahren wird abgewägt, ob die interessierte Person und das Kurskonzept zusammenpassen oder nicht.

Nah an der Relevanz

Gegenüber einem Theologiestudium an der Universität biete der Kurs grosse Vorteile, so Tanner. «An der Uni studiert man länger an Konzepten und Theorien», sagt sie. «Im Theologiekurs sind wir schnell bei der Relevanz: Was bedeutet das heute?» Der Kurs biete zudem die Chance, auch über persönliche Erfahrungen zu reden.

«Wenn Theologie mit Erwachsenen betrieben wird, geschieht das immer im Dialog», betont Tanner. Interkonfessionell, interreligiös – und mit anderen Gesellschaftsströmungen und Themen der Zeit. So wird Theologie auf ihre Relevanz hin befragt: Was bedeutet das heute? Was heisst das für das Menschsein? Da die Bandbreite der Teilnehmenden von agnostisch bis hin zu stark christlich sozialisiert reicht, sind die Antworten keineswegs einheitlich. «Ich finde es spannend, anhand einer guten theologischen Frage in die Diskussion zu kommen», sagt Tanner. «Im Gespräch geniesse ich die verschiedenen Meinungen und Biografien – ich lerne viel von der Lebenskompetenz aller, die im Kurs sind. Schliesslich sind wir alle Experten und Expertinnen für uns selbst.»

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