Verleihung des Marga-Bührig-Förderpreises: Gewalt an Frauen im Fokus
Das Datum der Preisverleihung war gut gewählt: Am 17. Oktober hätte die Theologin und Preisstifterin Marga Bührig (1915–2002) ihren 110. Geburtstag feiern können. Im Literaturhaus Basel versammelten sich rund siebzig Frauen. Nur gerade fünf Männer interessierten sich an diesem Abend für das Thema Gewalt an Frauen. Das ist schade, denn gerade in der heutigen Zeit ist die Auseinandersetzung mit Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus wichtig für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Der Backlash feiert nicht nur in den USA fröhliche Urständ. Reaktionäre Bestrebungen, die sich gegen fortschrittliche Entwicklungen richten, befinden sich derzeit auch in Europa im Aufwind.
Die Theologin Dr. Paulina Hauser hat sich im Rahmen ihrer Dissertation mit den «Menschenrechtsverletzungen an Frauen. Eine sozialethische Analyse aus globaler Perspektive» befasst. Mit ihrer Arbeit über strukturelle und symbolische Gewalt gegenüber Frauen überzeugte sie die Jury des Marga-Bührig-Förderpreises. Hauser leiste mit ihrer Dissertation einen wichtigen Beitrag für eine gesellschaftliche Veränderung, wie Christine Feld in ihrer Laudatio betonte. Sie verbinde feministische und befreiungstheologische Perspektiven und entwickle daraus Handlungsoptionen, um der Gerechtigkeit näherzukommen. Ihre Arbeit sei ein eindringlicher Appell in einer Welt, in der Menschenrechte zunehmend unter Druck geraten. Hauser setze ein klares Zeichen, benenne Gewalt gegenüber Frauen als globales Phänomen und biete ethisch fundierte Orientierung für die christliche Sozialethik.
Hausers Engagement für das Thema entsprang keinem akademischen Kalkül, sondern persönlichen Begegnungen. Als Referentin für Weltkirche und Auslandsfreiwilligendienste im Bistum Fulda stand Hauser regelmässig in Kontakt mit Frauen aus verschiedenen Ländern, die selbst Opfer von Gewalt und Diskriminierung geworden waren. Ihre Geschichten liessen sie nicht mehr los. Obwohl ihr bewusst war, dass das Thema nicht «hip» und möglicherweise nicht karrierefördernd sei, war für sie klar: Diese Arbeit musste geschrieben werden – selbst wenn keine Dissertation daraus würde.
Der Nachwuchspreis ging an die Forscherin Sarah A. Ntondele für ihre Abschlussarbeit «Unter dem Walnussmangobaum. Auf dem Weg zu einer intersektional-womanistischen Theologie im deutschen Kontext».
Der Marga-Bührig-Förderpreis wird seit 1999 vergeben. Allerdings – und das ist die bedauerliche Nachricht – wird die Marga-Bührig-Stiftung den Preis nur noch rund fünf Jahre ausrichten können, es sei denn, es fliessen neue Mittel in die Stiftung.
Verleihung des Marga-Bührig-Förderpreises: Gewalt an Frauen im Fokus