News aus dem Thurgau

Was meinen Junge zur Dienstpflicht für alle?

von Ernst Ritzi
min
17.10.2025
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Heute sind Schweizer Männer verpflichtet, einen Dienst in der Armee oder im Zivilschutz zu leisten. Militärdienstpflichtige mit Gewissenskonflikten leisten einen länger dauernden Zivildienst. Wer keinen Dienst leistet, muss eine Ersatzabgabe bezahlen. Die grosse Mehrheit der heute geleisteten Diensttage hat einen direkten Bezug zur Sicherheit der Schweiz. Für Schweizer Frauen ist der Dienst in der Armee oder im Zivilschutz freiwillig.

Initiative will das Gemeinwohl stärken

Die Service-citoyen-Initiative sieht vor, dass alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt erbringen müssen. Mit dem «Service citoyen» (Bürgerdienst) möchte die Initiative das Gemeinwohl stärken. Auch Frauen müssten somit neu einen Dienst leisten. Dieser Dienst soll entweder im Militär, im Zivilschutz oder in Form eines gleichwertigen Milizdienstes erbracht werden, wobei der Sollbestand von Armee und Zivilschutz garantiert sein muss. Die Initiative zielt darauf ab, die Sicherheit breiter zu denken und die Dienstpflicht stärker auf Bereiche wie Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Betreuung auszurichten.

Doppelt so viele Dienstpflichtige wie heute

Personen, die keinen Dienst leisten, sollen wie heute eine Abgabe entrichten. Die Ausweitung der Dienstpflicht auf Schweizer Frauen würde dazu führen, dass künftig rund 70’000 Personen – doppelt so viele wie heute – jährlich Dienst leisten müssten. Damit würden auch die Kosten für Bund, Kantone und die Wirtschaft entsprechend steigen. Das Parlament würde zudem die Möglichkeit erhalten, die Dienstpflicht auf Personen ohne Schweizer Bürgerrecht auszuweiten.

Der Kirchenbote gibt den Thurgauer Jungparteien ein Podium: Was spricht aus der Sicht von jungen Menschen für und gegen die Einführung eines allgemeinen «Service citoyen»?

 

Das meinen Flavia Scheiwiller und Marco Bortoluzzi:

 

Stärkt den Zusammenhalt

Flavia Scheiwiller, Präsidentin Die Junge Mitte Thurgau, Sirnach. (Bild: zVg)


«Das Milizsystem hat die Schweiz stark gemacht – doch es stösst heute an seine Grenzen. Nur noch ein Drittel der jungen Menschen leistet einen Dienst für die Gemeinschaft. Gleichzeitig wünschen sich laut ETH-Sicherheitsstudie 66 Prozent der Bevölkerung ein modernes Modell. Genau hier setzt die Initiative an: Sie erneuert das Milizprinzip und passt es den Herausforderungen von heute an – ohne seinen Kern zu verlieren.

Der Service citoyen stärkt, was die Schweiz seit jeher prägt: Sicherheit durch Engagement. Er sichert neu den Bestand der Armee und des Zivilschutzes in der Bundesverfassung und bringt dringend benötigte Kräfte in Bereiche wie Gesundheit, Pflege, Bildung, Betreuung oder Landwirtschaft. Jede und jeder leistet dort Einsatz, wo die eigenen Fähigkeiten der Gesellschaft am meisten nützen. So bleibt die Schweiz unabhängig, krisenfest und besser gewappnet gegen kollektive Bedrohungen.

Gemeinsame Einsätze im Umwelt- und Katastrophenschutz, in der Cyberabwehr oder im sozialen Bereich verbinden Stadt und Land, Alt und Jung, Arm und Reich. Miteinander statt polarisierend – das ist die Idee. Der Service citoyen verteilt Verantwortung fair, schliesst Lücken und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wer sich engagiert, wächst über sich hinaus. Im Dienst lernen Menschen, Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Diese Erfahrungen prägen – im persönlichen wie im beruflichen Leben.»

Kein Experiment mit Sicherheit

Marco Bortoluzzi, Präsident JSVP Thurgau, Erlen. (Bild: zVg)


«Die Schweiz verdankt ihre Sicherheit und Unabhängigkeit unserer starken und einsatzbereiten Armee. Diese wird heute durch die Wehrpflicht sichergestellt. Die Service-citoyen-Initiative gefährdet diese Grundlage. Wenn künftig alle Dienstleistenden statt in der Armee auch in Pflege, Betreuung oder Klimaschutz eingesetzt werden können, ist die personelle Basis der Armee nicht mehr garantiert. Unsere Sicherheit ist kein Ort für gesellschaftliche Experimente.

Zudem führt die Initiative einen Zwangsdienst für alle jungen Erwachsenen ein – ein klarer Eingriff in die persönliche Freiheit, der dem Verbot von Zwangsarbeit widerspricht. Freiwilliges Engagement, das unsere Schweiz stark macht, verliert so an Wert. Auch wirtschaftlich ist die Initiative ein Irrweg: Tausende junge Fachkräfte würden dem Arbeitsmarkt entzogen, Lehrverhältnisse und Berufseinstiege unterbrochen. Die Folge sind Produktivitätsverluste und höhere Kosten. Allein die Erwerbsersatzkosten und die Militärversicherung würden um rund tausend Millionen Franken steigen – bezahlt von uns Steuerzahlern. Zudem müssten die Kantone neue Dienststellen zur Koordination dieses Pflichtdienstes schaffen – ein massiver Ausbau der Bürokratie.

Unsere Landesverteidigung muss gestärkt, nicht geschwächt werden. Deshalb ist ein deutliches Nein von Volk und Ständen am 30. November entscheidend. Ihre Stimme trägt wesentlich zur Sicherheit unseres Landes bei.»

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