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Weihnachtszeit, Wichtelzeit

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28.11.2025
Ernüchternde Suchmaschinen-Ergebnisse im Internet: Wer Weihnachten sucht, findet Werbung – für Events, Kreuzfahrten und für Geschenkideen. Und die Weihnachtsbotschaft oder kirchliche Impulse in der Online-Suche? Oft Fehlanzeige! Dafür vermag Wichtel Finn zu verzaubern.

Der aktuelle Finn-Clip (mehr Clips weiter unten):

Der einsame Wichtel Finn unter dem Kassenscanner hat 2017 für die Migros die weihnachtlich gestimmten Herzen erstmals erobert. Jan Kempter, Creative Director bei der beauftragten Kreativagentur Wirz, weiss, warum: «Weihnachten bietet eine emotionale Grundstimmung, die viele Menschen verbindet – unabhängig davon, ob sie religiös feiern oder nicht.» Es gehe darum, «das Gefühl von Gemeinschaft zu inszenieren. Wenn das glaubwürdig gelingt, entsteht auch Wirkung, weil Menschen sich wiederfinden.» Entsprechend geht es dieses Jahr um Finns Papa, Familie und um eine simple Erkenntnis: «Weihnachten ist, was wir weitergeben.»

Was als einmalige Geschichte gedacht war, hat sich zum Dauerbrenner entwickelt: Der kleine Wichtel hat unzählige Reaktionen, Fanpost und sogar selbstgebastelte Finns bewirkt. Laut Kempter steht der Wichtel «für das Magische in der Weihnachtszeit, für das Überschreiten der Naturgesetze ». Finn stehe auch für das Staunen – für die kleinen Wunder im Alltag. Er erinnere daran, dass sich Weihnachten nicht im Konsum finden lasse, sondern in Momenten von Nähe, Aufmerksamkeit und Mitgefühl. «Das mag vielleicht paradox erscheinen – schliesslich ist Finn Teil einer Werbung. Aber gerade weil der kleine Wichtel nicht versucht, direkt etwas zu verkaufen, berührt er die Menschen. Genau dadurch entfaltet er seine Wirkung.»

 

 

Emotionalen Zugang schaffen

Was aber rät Kempter Kirchen, damit sie mehr Wirkung entfalten und die Weihnachtsbotschaft weitergeben können? Er ist überzeugt, dass Besinnung «eine enorme Schönheit» in sich berge. Indes: «Es entspricht nicht mehr dem emotionalen Zugang vieler Menschen heute. Besinnlichkeit fällt schwer in einer Welt voller Ablenkung mit Social Media, Tempo und dauernden Reizen.» Gleichzeitig werde Weihnachten ausserhalb der Kirche längst über andere Gefühle erzählt – Freude, Nähe, Beisammensein, gemeinsames Lachen, manchmal auch gemeinsames Traurigsein: «Es geht um ein Zuhause-Gefühl. Vielleicht liegt genau dort ein Schlüssel für Kirchen: sich weniger als Ort der Einkehr und Ruhe verstehen und stärker als Ort des Miteinanders.»

Wärme spürbar machen

Die stärkste Weihnachtsbotschaft sei letztlich «die universelle Liebe – nicht romantisch, nicht moralisch, sondern menschlich. Wenn Kirchen diese Wärme spürbar machen, wird Weihnachten wieder nahbar.» Dafür brauche es manchmal ganz einfache Brücken wie Rituale, gemeinsames Singen oder geteilte Momente. Kempter bringt es auf den Punkt: «Ein Ort, an dem Zusammenhalt, Trost und Freude nicht nur gepredigt, sondern erlebbar werden.»


Die Chronik der Finn-Videoclips:

2017

2018

Ankündigung Revival

2023

2024

2025

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«Finn steht für die kleinen Wunder im Alltag»

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Weihnachten wird von vielen Unternehmen zu Werbezwecken genutzt. So wirbt die Migros zum Beispiel seit 2017 mit dem Weihnachtswichtel Finn. Welche Idee dahintersteckt und weshalb Besinnlichkeit «out» ist, erklärt Werber Jan Kempter.