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Gedanken zur Musik

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26.04.2022
Musik zieht sich durch das ganze Leben. Bewusst oder unbewusst, über Sprach- und Kulturgrenzen. Helena Golling beschreibt den Einfluss der Musik auf ihr Leben.

Von Helena Golling

Seit ein paar Tagen bin ich erkältet und meine Stimme ist heiser. Dadurch merke ich mal wieder, wie oft ich unbewusst vor mich hinsinge oder – gerade - versuche zu singen. Denn meine gereizten Stimmbänder scheitern kläglich an dem Versuch, melodische Töne hervorzubringen. Es klingt mehr wie eine Krähe. Ein Glück ist das nicht immer so. Am Sonntag hatten wir die erste vollständige Bandprobe seit langem und da hielt meine Stimme wohl oder übel drei Stunden lang durch. Wie gut ihr und mir diese Strapazen taten, sei dahingestellt.

Diesen Gedankenfluss widme ich der Musik. Das magische, bunte und nicht aus dem Leben wegzudenkende Phänomen bedeutet uns allen sehr viel. Wenn ich verschiedene Personen zum Thema Musik befragte, erhielt ich gewiss sehr unterschiedliche Antworten. Und das ist gut so. Denn die Musik kennt keine Grenzen. Im Gegenteil, sie sprengt Mauern und verbindet - über Landesgrenzen, Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede hinweg. Die Liebe zur Musik vereint uns Menschen. Selbst in einem fremden Land mit unbekannter Sprache, kann die Klangwelt eine Brücke sein. Gesang oder Musik im Allgemeinen ist eine Weltsprache. Zur Musik können wir tanzen. Sei es allein, als Paar oder als Gruppe. Sich gehen lassen zur Musik ist eine Freude. Auch im Gottesdienst spielt die Musik eine wichtige Rolle.

Nach der Bandprobe am Sonntag bin ich mit meiner Familie nach Ulm, DE, gefahren, zum Frühlingskonzert des Symphonischen Blasorchesters Ulm. 

«Symphonie der Farben» hiess es und handelte von Farben und der Kraft der Sonne. Zu Beginn des Konzerts wandte sich der Dirigent Douglas Bostock an das Publikum und sprach sinngemäss: «Aus aktuellem Anlass und für den Frieden, als Zeichen der Anteilnahme und gegen den Krieg, spielen wir für Sie vorweg die Nationalhymne der Ukraine.» Gänsehaut überkam mich, als die ersten Töne der Hymne erklangen und je länger das stolze Lied durch den Raum schallte, desto ergriffener wurde ich, mir kamen beinahe die Tränen. Was für ein schönes und angebrachtes Zeichen der Verbundenheit.

Seit ich diesen Artikel begonnen habe, sind ein paar Tage vergangen und meiner Stimme geht es besser. Gerade sind wir vom frühen Ostergottesdienst in Obstalden heimgekehrt, der musikalisch von einer Cellistin und einer wunderbaren Violinistin umrahmt wurde. Dazu sangen ein Chor und wir, die Gemeinde, durften auch mitsingen, was mir heute zum Glück schon besser gelang. Bei Kerzenlicht sassen wir in der sonst dunklen Kirche und lauschten den Klängen. Draussen wurde es langsam hell und die ersten Sonnenstrahlen fielen auf die Berge ringsum.