Unter derselben Sonne
Eine Geschichtenerzählerin aus dem Kongo.
Was kommt dabei heraus, wenn ein 54-jähriger Kolumnist und PR-Berater für Nachtclubs einen Roman über Gott, die gefallene Welt, Engel und Dämonen schreibt? Tatsächlich ein Schweizer Bestseller! Der Autor Alex Flach ist ein in Glarus aufgewachsener Zürcher, der nach einer schwierigen Kindheit – als Scheidungskind fühlte er sich nirgends richtig zugehörig – mit Anfang Zwanzig zurück nach Zürich ging und sich dann eine ungewöhnliche Karriere als König des Nachtlebens aufbaute. Und offenbar dort endlich Heimat und echte Freundschaften fand.
Darum lässt er Luzifer, den Protagonisten seines ersten Romans, auch direkt in der Clubszene einer nicht näher bezeichneten Stadt landen. Der Grund: Während der letzten Jahre hat der Widersacher des CEO (so wird Gott im Buch auch genannt) ein Burnout erlitten; vielleicht wäre aber Bore-out zutreffender. Denn auch ohne dass Luzifer die Menschen dazu angestiftet hat, vollbringen sie immer mehr schlechte Taten. Zudem hält er es nur schwer in der Hölle aus. Ihre Version 2.0. kommt als kalte, seelenlose und graue Bürokratie daher – der Feuerschlund hat ausgedient. Da verspricht eine Auszeit auf der Erde doch zumindest eine schöne Abwechslung. Aber wie man ahnt, es kommt anders: Der als junge Mann namens Killian getarnte Luzifer beginnt, Gefühle, ja Fürsorglichkeit für die Menschen zu entwickeln. Und dann kommt auch noch eine geheimnisvolle Frau ins Spiel…
An diesem Punkt fühlt sich die Leserin ein bisschen an Wim Winders‘ epochalen Film „Der Himmel über Berlin“ erinnert, wo zwei Engel die Erde besuchen und einer tatsächlich Mensch wird – mit allen Freuden und Leiden. Doch Alex Flachs Luzifer hat dem Himmel und der Hölle so einige Probleme hinterlassen, deretwegen er schneller zurückgeholt wird als gedacht. Und plötzlich wird es brenzlig: Kommt es zum finalen Kampf zwischen Gut und Böse, startet der CEO das Jüngste Gericht? Ganz in alttestamentlicher Tradition bietet Luzifer Gott eine gewagte Wette an… Mehr sei noch nicht verraten. Natürlich spielen in der Geschichte auch noch Engel und gefallene Engel mit, und immer wieder wird auch gegessen und getrunken; sogar das Rezept für einen höllischen Festschmaus findet sich im Buch.
Dieses liest sich teilweise als Parodie auf unser modernes, von vielen Menschen durch Konsum betäubtes, aber als sinnentleert empfundenes Erdenleben; auch spielt es (ironisch) mit mehr oder weniger klischeehaften Vorstellungen von Himmel und Hölle. Es hält also vor allem uns Erdenbewohnern einen Spiegel vor. Dass die meisten Menschen heute Hölle und Teufel als altmodische Schauermärchen abtun, sich aber offenbar doch sehr dafür interessieren, ist ein Phänomen, aus dem wohl auch der Plot seinen Reiz bezieht. Wie Gott dargestellt wird (durchaus nicht blasphemisch, aber auch eher menschlich als „heilig“… z.B. wie er snackend aus dem Kinosessel heraus den Ausgang der Wette verfolgt ), ist natürlich Geschmackssache. Mich erinnert der ganze Aufmarsch illustrer Figuren, mit ihren Irrungen und Wirrungen, an die Commedia dell‘arte. Das Buch will unterhalten, nicht moralisieren. Der Autor hat übrigens angetönt, dass aus dem Stoff eine Trilogie werden könnte. Tja, Gott und der Widersacher sind offenbar noch nicht fertig miteinander, und die Erde bleibt spannender Schauplatz des menschlichen Miteinanders.
Swantje Kammerecker
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