News aus dem Thurgau

Demokratie braucht Anstand

min
25.01.2021

Ich war schockiert, als ich die Bilder von der Erstürmung des Kapitols in Washington gesehen habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in der ältesten Demokratie der Welt so etwas passiert. Da frage ich mich: Ist auch bei uns jeder Anstand abhanden gekommen? Viele Politologen sagen, dass in den letzten Jahren anstatt Anstand immer mehr Protest und Polarisierung vorherrschen. Je pointierter sich ein Politiker äussert, desto eher erhält er Präsenz in den Medien. Diesen Eindruck habe ich auch. Allein in den letzten Monaten sind Politikerinnen mit bösesten Schimpfwörtern bespuckt worden und ist eine Bundesrätin als «Fake-News-Frau» bezeichnet worden; vermutlich aus Frust. Einige altgediente Politiker aus rechten Parteien können nicht damit umgehen, dass das Parlament seit eineinhalb Jahren jünger, weiblicher und ökologischer geworden ist. Der Anstand geht zunehmend verloren. Und damit geht ein wichtiger Erfolgsfaktor des schweizerischen Staatssystems verloren. Dieses beruht gerade darauf, dass lösungsorientiert politisiert wird. Umstrittenes wird ausdiskutiert. Aus meiner persönlichen Erfahrung sind die Voten für die Medien jedoch nur ein Aspekt. Die Sachgeschäfte werden in den Kommissionen diskutiert. Da erlebe ich meistens eine sachliche und kooperative Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg. Es wird nach mehrheitsfähigen Lösungen gesucht. Das stimmt mich für die Zukunft zuversichtlich.

Unsere Empfehlungen

«Junge Menschen sind unsere Zukunft»

«Junge Menschen sind unsere Zukunft»

Ruth Pfister ist seit über einem Jahrzehnt Kirchenrätin, sieben Jahre davon Vizepräsidentin. Für ihre Arbeit im Kirchenrat profitiert sie von der Erfahrung aus diversen Ämtern. Ihre Devise für ein gelingendes Kirchenleben: sich weiterbilden und Kinder integrieren.
Nicht zum Diener des Staates werden

Nicht zum Diener des Staates werden

Prof. Dr. Christina Aus der Au, Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau, erläutert, weshalb sie Leistungsvereinbarungen gegenüber kritisch eingestellt ist.