News aus dem Thurgau

Austausch fördern

von Manuel Ditthardt
min
02.10.2024
Die Heimat verlassen, um in einem fremden Land neu anzufangen, birgt viele Ungewissheiten und Risiken. Das Netzwerk Asyl Thurgau und seine Freiwilligenteams unterstützen Asylsuchende mit vielerlei Diensten – von Beratungen bis hin zur Verteilung von Lebensmitteln. Verstärkung an Freiwilligen kann überall gebraucht werden.

Netzwerk im ganzen Kanton aktiv

 

Das grösste Freiwilligenteam des Netzwerks, Agathu (Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau), wird von der Evangelischen und Katholischen Landeskirche finanziell unterstützt. Zudem überlassen viele Kirchgemeinden im Thurgau den Freiwilligenteams ihre Räumlichkeiten für Sitzungen oder Anlässe. Auch das Solidaritätsnetz Frauenfeld profitiert von den Aufenthaltsräumen der Evangelisch-methodistischen Kirche. Trotzdem ist das Hilfswerk nebst finanziellen Mitteln und Räumlichkeiten vor allem auf helfende Hände angewiesen.

Selbst mit anpacken 

Sarath Maddumage ist einer der freiwilligen Mitarbeiter beim Solinetz Frauenfeld. Diese Regionalgruppe gehört dem Solidaritätsnetz Ostschweiz an und ist gleichzeitig eines der Freiwilligenteams des Netzwerks Asyl Thurgau. Sie wurde vor 13 Jahren ins Leben gerufen, um Flüchtlinge vielseitig zu unterstützen. Maddumage kam 2009 selbst als Asylsuchender in die Schweiz. «Damals gab es in Frauenfeld kaum Möglichkeiten für Asylsuchende, um mit Einheimischen Kontakt aufzunehmen», erzählt er. Deshalb entschloss sich der Singhalese 2011, beim Solinetz Frauenfeld mitzuwirken. Zu den Aufgaben der freiwilligen Helferinnen und Helfer zählen beispielsweise die Begleitung bei der Integration oder der Einsatz für ihre Rechte. Häufig fungieren die Hilfswerke als Vermittler zwischen Behörden und Asylsuchenden, um eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Gegenseitig kennenlernen

Aber auch auf anderer Ebene werden die Flüchtlinge tatkräftig unterstützt. Das Solinetz Frauenfeld organisiert jeden Donnerstagnachmittag ein Kontakttreffen zwischen Asylbewerbenden und Einheimischen. Lebensmittel werden verteilt und eine Kaffeestube errichtet. Minderjährigen wird bei den Hausaufgaben geholfen. «Es ist von Vorteil, wenn Asylsuchende und Einheimische sich gegenseitig kennenlernen. Es hilft, Vorurteile abzubauen und spielt eine grosse Rolle für die Integration», betont Sarath Maddumage. Für ihn sei die Interaktion mit Einheimischen der wichtigste Aspekt gewesen, um ein funktionierendes Leben in der Schweiz führen zu können. 

Aufruf:
Freiwillige begleiten Geflüchtete

Das Asylnetz Thurgau ruft zur Mithilfe auf: "Wir können wohl kaum ermessen, wie schwierig es für einen geflüchteten Menschen ist, sich in einem Land mit fremder Kultur und unbekannter Sprache zurechtzufinden. Wo kann ich günstig einkaufen? Wer hilft mir die zahlreichen Formulare zu verstehen und auszufüllen? Wie bewältige ich einen Arztbesuch? Was mache ich, wenn mein Kind in der Schule Schwierigkeiten hat? Welche Freizeitangebote gibt es für Kinder?... 

Zusammenarbeit mit Sozialhilfe

Um die Geflüchteten in solchen Fragen besser begleiten zu können arbeiten die Thurgauer Konferenz für öffentliche Sozialhilfe (TKöS) und die Freiwilligenorganisation «Netzwerk Asyl Thurgau» künftig intensiver zusammen. Was Gemeindesozialdienste mit ihren Kapazitäten leisten können, wird vermehrt ergänzt durch das Engagement Freiwilliger. Die beiden Organisationen haben Empfehlungen für ein gutes Zusammenwirken verabschiedet. Für jeden Bezirk wird eine Koordinationsstelle gebildet, die Fragen klären und in Konfliktsituationen helfen kann. Näheres zu diesem Projekt ist auf der Webseite netzwerk-asyl-tg.ch zu finden.

Dienst an unbekannten Nächsten

Bei der Begleitung Geflüchteter geht es um einen Dienst an uns bisher unbekannten Nächsten. Diese Aufgabe erleben viele als sehr bereichernd. Wer sich dafür interessiert, kann per Email mit dem Netzwerk (info@netzwerk-asyl-tg.ch) Kontakt aufnehmen."

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