«Blindhans» als Bauernopfer
Der Bauernkrieg hatte Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft – im Thurgau wie in den Kantonen Schaffhausen und Zürich sowie im angrenzenden Ausland. Weil das reformatorische Gedankengut Fuss fasste, wurde gegen die Unterdrückung gekämpft. Doch längst nicht nur die Bauern lehnten sich auf, sondern auch die städtische Gesellschaft empörte sich, wie dem Historischen Lexikon der Schweiz zu entnehmen ist.
Augen bestialisch ausgestochen
Eine besonders tragische Figur wirkte im Thurgau: Es war Hans Rebmann, der 1499 in Wigoltingen zur Welt kam und nach dem Theologiestudium in Konstanz zum Priester geweiht wurde. Der pensionierte Pfarrer Markus Schär aus Elgg hat sich intensiv mit Rebmanns Leben auseinandergesetzt und in einem Essay in der Thurgauer Zeitung festgehalten, dass sich Rebmann – angetan von Zwingli – bald der Reformationsbewegung angeschlossen habe.
Er habe sich für die Anliegen der unterdrückten Bauern eingesetzt und anfänglich als Pfarrer im deutschen Klettgau geamtet. Der dort regierende Graf von Sulz habe vermutet, dass der Bauernaufstand vom Thurgauer Pfarrer angestiftet wurde. Er habe kein Erbarmen gekannt: Ohne ein Verhör, geschweige denn einer Gerichtsverhandlung, sei Rebmann gefoltert worden. Auf bestialische Art und Weise seien ihm die Augen ausgestochen worden. Eine häufige Strafe jener Zeit. Rebmann wird gewissermassen zum Bauernopfer. Nach dieser Tortur findet der geblendete Pfarrer, nun von allen «Pfarrer Blindhans» genannt, nebst verschiedenen anderen Stationen auch ein Wirkungsfeld in Leutmerken, wie Edi Ulmer, der geschichtsbeflissene Präsident des Kirchenbotenvereins und der Volkshochschule Steckborn, zu berichten weiss.
Blindensteg nach Rebmann benannt
Bleibendes Symbol von Rebmanns Arbeit ist der Steg über die Töss zwischen Dättlikon und Lufingen, wo Zwingli persönlich «Blindhans » eine Pfarrstelle vermittelte: Der Steg, dessen Bau er gemäss Wikipedia selbst in die Wege leitete, ermöglichte es ihm, die an der Töss liegenden Gemeinden seelsorglich zu betreuen. Noch heute nutzen Wandernde diesen Steg. Und noch heute dienen «Pfarrer Blindhans» sowie der nach ihm benannte «Blindensteg» der reformierten Blindenseelsorge als sinnbildliches Vorbild, Brücken der Inklusion zu bauen.
«Blindhans» als Bauernopfer