«Es braucht die Kirche dringend»
Dominik Diezi, was bedeutet Ihnen Weihnachten?
An Weihnachten gedenken wir der Menschwerdung Gottes. Für mich als Christ ein zentrales Fest. Dazu natürlich ein Familienfest.
Sie haben das halbe Amtsjahr als Regierungspräsident hinter sich. Ihr Fazit?
Die Hauptaufgabe des Regierungspräsidenten ist es ja, dafür zu sorgen, dass die Zusammenarbeit möglichst gut funktioniert. In unserem sehr guten Team läuft es wirklich gut. Die Zeiten sind natürlich anspruchsvoll. Doch das spüren wir vor allem als Departementsvorsteher und als Regierungsgremium.
Der Höhepunkt in dieser Zeit?
Er kommt erst! Wir werden im nächsten Mai als Regierung unter meiner Präsidentschaft nach Rom reisen, um die Vereidigung der Schweizer Gardisten zu begleiten. Wir sind Gastgeberkanton des Apéros. Darauf freue ich mich sehr.
Wie erleben Sie die Politik: meist eitel Freude – oder oft auch Leidenszeit?
Weder noch. Der rote Faden durch mein ganzes berufliches und öffentliches Engagement ist der Dienst an der Gemeinschaft. Das war als Richter, als Kirchenpräsident, als Stadtpräsident so und ist es jetzt auch als Regierungsrat. Es ist ein Engagement für die Thurgauerinnen und Thurgauer. Mich befriedigt das stark.
Ich stamme aus einem sehr christlich geprägten Elternhaus. Ich bin quasi in den Glauben hineingewachsen.
Sie haben lange die katholische Synode und die katholische Kirchgemeinde Arbon präsidiert. Wie kommt es zu Ihrer Nähe zur Kirche?
Ich stamme aus einem sehr christlich geprägten Elternhaus. Ich bin quasi in den Glauben hineingewachsen. Ich war früh Ministrant, ich war in der Jungwacht, und ich bin bis heute noch Lektor. Das ist ganz organisch gewachsen.
Was wollen Sie als Lektor im Gottesdienst ausdrücken?
Es ist ein Dienst, den man als Laie wahrnehmen kann, ein wichtiges liturgisches Amt. Ein Dienst für die Gemeinde, aber auch ein Dienst an und für Gott. Letztlich geht es in der Kirche immer um Gott.
Ihre biblische Lieblingsgeschichte?
Einer der berührendsten Texte ist für mich die Erzählung von den Emmaus-Jüngern. Sie sind nach der Kreuzigung von Jesus völlig niedergeschlagen auf dem Heimweg. Sie treffen Jesus, erkennen ihn aber nicht. Später, als er das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf.
Immer mehr Leute wenden sich von der Kirche ab. Warum braucht es sie gerade heute?
In dieser Zeit, in der alles auseinanderdriftet, braucht es die Kirche dringend. Sie steht für die christlichen Werte ein, bietet transzendentale Orientierung und tut vor Ort viel Gutes, gerade auch angesichts der starken Vereinsamung.
Besinnt euch wieder mehr auf eure Herkunft, und dazu gehören eben auch die christlichen Wurzeln! Das täte unserer Gesellschaft gut.
Was hilft Ihnen der Glaube im Alltag?
Er schenkt mir Gelassenheit. Wir haben teilweise schwierige Dossiers. Ich bin berufen, meinen Dienst möglichst gut zu tun. Aber ich bin ein fehlbarer Mensch. Doch der Glaube hilft mir, die Dinge richtig einzuordnen.
Bleibt denn für Sie Zeit, um den Glauben im Alltag zu pflegen?
Die Frage ist berechtigt. Wichtig ist für mich die halbe Stunde vor dem Einschlafen. Da lese ich in der Bibel noch einen Text und pflege das Gebet. So komme ich zur Ruhe.
«Suchet der Stadt Bestes», rät der Prophet Jeremia seinem Volk in der babylonischen Verbannung. Was würde Jeremia wohl den Menschen im Thurgau raten?
Besinnt euch wieder mehr auf eure Herkunft, und dazu gehören eben auch die christlichen Wurzeln! Das täte unserer Gesellschaft gut.
Wie gross ist Ihre Zuversicht für 2026?
Wenn man in die Welt hinausschaut, könnte man pessimistisch werden. Wir sollten uns auf unsere eigenen Stärken besinnen. Und wir sollten mehr auf die christliche Soziallehre achten. Als Ebenbild Gottes sollten sich die Menschen möglichst gut entfalten können. Und wir sollten an die sozial Schwachen denken. Dann bin ich ganz zuversichtlich, dass es ein gutes Jahr wird.
Ihr grösster Weihnachtswunsch?
Frieden für die Welt! Frieden ist auch ein Teil der weihnachtlichen Botschaft. Diesen Frieden brauchen wir dringend.
«Es braucht die Kirche dringend»