Es braucht eine grosse Portion Mut
Kirche und Soziale Medien. Passt das zusammen? «Auf jeden Fall», antwortet Hanna Röthlisberger ohne zu zögern. «Viele Menschen kommen heute nicht mehr physisch in die Kirche, also sollten wir zu ihnen gehen, auch im digitalen Raum.»
Die Begeisterung für die Kirche und für die Medienwelt bekam die 24-Jährige quasi in die Wiege gelegt: Sie sei christlich aufgewachsen, und ihr Vater arbeite seit jeher in der Medienbranche. Schon als Kinder hätten sie und ihre Geschwister Filme gedreht und geschnitten.
Hoffnung digital einbringen
Hanna Röthlisberger ist seit August Social Media-Verantwortliche bei der Evangelischen Landeskirche Thurgau – im 30-Prozent-Pensum. Daneben arbeitet sie als Sozialdiakonin in der Evangelischen Kirchgemeinde Weinfelden.
«Die Mischung aus sozialer und theologischer Tätigkeit finde ich spannend», sagt die Weinfelderin, die sich ganz bewusst in Kirche und Menschen investieren möchte. Schon im Rahmen ihrer Diplomarbeit hat sich Hanna Röthlisberger mit den Chancen der Sozialen Medien befasst: «In diesem digitalen Sozialraum findet viel gesellschaftliches Leben statt», erklärt sie. «Die Kirche kann diesen Raum mitgestalten und ihre hoffnungsvolle Botschaft einbringen.»
Hanna gefällts
In Zukunft wird Hanna Röthlisberger im Kirchenboten immer mal wieder Einblicke in die Welt der Sozialen Medien geben. Das können virale Trends oder inspirierende Geschichten aus dem kirchlichen Umfeld sein. Achten Sie einfach auf die neue Rubrik «Hanna gefällts» mit dem blauen «Daumen-Hoch-Logo».
«Kirchensprache» übersetzen
Hanna Röthlisberger weiss, was es dafür braucht: «Wichtig sind eine klar definierte Zielgruppe, authentische Inhalte und ein strategisches Vorgehen. Aber auch eine grosse Portion Mut, Dinge auszuprobieren.»
Im Rahmen ihrer Diplomarbeit habe sie festgestellt, dass viele Prinzipien aus der analogen Welt auch online gelten: zum Beispiel das Vermitteln. «Als Diakonin kann es meine Aufgabe sein, zwischen verschiedenen Gruppen zu vermitteln. Auch in sozialen Medien ist das Übersetzen von ‹Kirchensprache› in die Lebenswelt der Zielgruppe entscheidend.»
Hier setzt sie als Social Media-Verantwortliche der Landeskirche an: Sie möchte die Kirche in der Gesellschaft – und insbesondere bei jungen Menschen – wieder sichtbarer machen. «Die Kirche ist noch da, aber viele sehen nicht, was Kirche eigentlich alles macht und ist. Genau da möchte ich den Menschen Einblick gewähren.» Sie denke dabei beispielsweise an landeskirchliche Events und Projekte. Zudem würde sie gerne die Menschen interviewen und vorstellen, welche die Kirche gestalten.
Die Lebenswelt analysieren
Dass die Sozialen Medien auch ihre Schattenseiten haben, ist Hanna Röthlisberger bewusst. Es brauche die Bereitschaft, auch mit kritischem Feedback umzugehen, denn: «Wer sich öffentlich zeigt, macht sich auch angreifbar.» Etwas müsse sie sich auch immer wieder selbst bewusst machen: «Social Media sind nicht das echte Leben! Vieles, was man sieht, ist gestellt und zeigt selten das ganze Bild oder Leben eines Menschen. Solange man sich vergleicht, verpasst man die Chance, das eigene Potenzial zu leben.»
Privat ist die leidenschaftliche Unihockeyanerin auf allen bekannten sozialen Plattformen wie Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube unterwegs. Das habe auch Vorteile für ihre Arbeit als Diakonin in der Jugendarbeit: «So sehe ich, was bei den Jungen gerade im Trend ist.» Augenzwinkernd ergänzt sie: «Ich nenne das Lebensweltanalyse.»
Es braucht eine grosse Portion Mut