News aus dem Thurgau

Hoffnung lässt sich trainieren

von Cyrill Rüegger
min
06.01.2025
Hoffnungsforscher Andreas Krafft erläutert die Sorgen und Hoffnungen von Herrn und Frau Schweizer. Und er zeigt auf, welche Rolle christliche Werte dabei spielen.

Andreas Krafft befasst sich täglich mit Hoffnungen. In seiner Forschungsarbeit geht er positiven Weltbildern aus Philosophie, Theologie und Psychologie auf die Spur. Und als Co-Präsident der Stiftung «swissfuture» ist er für das Schweizer Hoffnungsbarometer verantwortlich. «Hoffnung ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer wertorientierten Lebenshaltung», betont der 59-Jährige. Denn: Entgegen dem weit verbreiteten Glauben an eine leistungsorientierte Gesellschaft zeige seine Forschung, dass Hoffnung und Wohlbefinden kaum mit Erfolgsstreben oder sozialem Status korrelieren. Viel wichtiger seien Güte, Selbstbestimmung, Verantwortung und Mitgefühl – «also Werte, die tief in der christlichen Tradition verwurzelt sind».

 

Hoffnungsbarometer 2026

Das Hoffnungsbarometer untersucht die Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen der Menschen in Bezug auf die persönliche und gesellschaftliche Zukunft. Es findet jährlich in rund zwanzig Ländern statt.

In der Schweiz wird es von der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung swissfuture herausgegeben.

Das Hoffnungsbarometer 2026 wird in der ersten Januar-Hälfte publiziert auf www.swissfuture.ch.

 

Aus Ängsten wachsen Wünsche

Mit dem Hoffnungsbarometer zeigen Andreas Krafft und sein Team auf, welche Sorgen und Hoffnungen die Menschen in der Schweiz beschäftigen. Die Resultate des Hoffnungsbarometers 2026 werden erst im Januar veröffentlicht (siehe Info am Schluss). Mit Blick auf die Auswertungen der letzten Jahre seien aber klare Tendenzen erkennbar, sagt Krafft: «Angesichts globaler Krisen, Umweltzerstörung und sozialer Ungerechtigkeit empfinden derzeit viele Schweizerinnen und Schweizer eine Ohnmacht.»

Entsprechend pessimistisch seien auch die Zukunftserwartungen – insbesondere im internationalen Vergleich: Während in ärmeren Ländern viele Menschen hofften, dass sich ihre Lebensqualität in den kommenden zwanzig Jahren verbessern wird, herrsche in wohlhabenden Staaten Ernüchterung: «In der Schweiz, dem Land mit dem höchsten Bruttoinlandprodukt pro Kopf unter den Befragten, sind die Zukunftserwartungen sogar am niedrigsten.» Nichtsdestotrotz wachse aus den Sorgen und Ängsten auch ein klarer Wunsch nach Wandel. Besonders junge Menschen in der Schweiz träumten von einer Welt, in der Solidarität, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit über Profit und Machtstreben stehen. Was Herrn und Frau Schweizer wirklich wichtig sei, lasse sich auf folgenden Nenner bringen: «Eine lebenswerte, gerechte und friedliche Zukunft – für alle. Eine Zukunft, in der nicht mehr das ‹Ich›, sondern das ‹Wir› im Mittelpunkt steht.»

Gottvertrauen macht hoffnungsvoll

Und wie kann jeder und jede Einzelne im Alltag die Hoffnung bewahren? «Wenn wir hoffnungsvoll leben wollen, müssen wir lernen destruktive Gewohnheiten abzulegen und eine förderliche Haltung zu entwickeln.» Andreas Krafft betont, dass Hoffnung kein spontaner Impuls, sondern ein langfristiger Prozess sei: Wer hoffe, müsse aushalten können, dass sich Wünsche nicht sofort erfüllen. Auch Rückschläge müssten einkalkuliert werden. Letztlich beruhe Hoffnung auf dem Vertrauen – in sich selbst, in andere und in das Gute im Leben.

Zwar gelte Hoffnung aus christlicher Sicht als göttliches Geschenk, allerdings erfordere sie tägliche Übung in Offenheit, Mut, Geduld, Demut und Verbundenheit. Und noch etwas merkt Andreas Krafft an: «Hoffnung hat auch eine spirituell-religiöse Dimension. Personen, die auf Gott vertrauen, sind bedeutend hoffnungsvoller und mitfühlender als Menschen, die das nicht tun. Und das Vertrauen auf Gott hat einen positiven Zusammenhang mit der Zufriedenheit im Leben.»

 

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