St. Galler Kirche gewinnt Zwingli-Preis
«Es freut uns natürlich sehr, dass ‹Sharing Community› über unsere Kirche hinaus als innovatives Projekt wahrgenommen und jetzt auch noch ausgezeichnet wird», sagt Uwe Habenicht, Beauftragter für Gottesdienst und Liturgie der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen. Zusammen mit Freiwilligen, die bereits die Ausbildung zu «Sharing Community» absolviert haben, wurde ihm am Sonntag der Preis in der Helferei des Grossmünsters in Zürich von Silvio Liesch, Jurypräsident und Leiter des Zentrums für Kirchenentwicklung der Universität Zürich, überreicht.
Priestertum aller Gläubigen
In seiner Funktion als Beauftragter hat Uwe Habenicht vor anderthalb Jahren «Sharing Community» entwickelt. «Sharing Community» ist eine vielfältige liturgische Form, die eigenständig von einer kleinen Gruppe von Mitchristinnen und Mitchristen gestaltet werden kann – ohne Pfarrerin oder Pfarrer. Dafür bietet die St. Galler Kirche seit einem Jahr eine Weiterbildung mit Praxismodulen an. Nach erfolgreichem Kursbesuch können die Teilnehmenden innerhalb der neuen Gottesdienstform als Gastgeberin, Liturgin oder Wegbegleiter wirken. Inzwischen haben rund 30 Personen die ganze Weiterbildung oder Teile davon absolviert und verschiedene St. Galler, Appenzeller und Bündner Kirchgemeinden bieten «Sharing Community» an. «‹Sharing Community› nimmt die reformierte Idee des Priestertums aller Gläubigen konsequent auf», sagt Habenicht. «Gerade in Zeiten, in denen es nicht mehr so einfach ist, offene Pfarrstellen neu zu besetzen, braucht es partizipative und kommunikative Formen von Gottesdiensten, in denen Mitfeiernde zu Wort kommen können», ist er überzeugt.
Neben «Sharing Community» gab es für die St. Galler Kirche gleich noch einen Preis. Pedro Rodrigues nahm für den Jonas Treff in Rapperswil Jona einen Anerkennungspreis entgegen. In Zusammenarbeit mit der Psychiatrie St. Gallen schafft die Kirchgemeinde mit dem Jonas Treff einen Raum für Begegnung für Menschen mit psychischen Belastungen.
Preis für die Erneuerung
Die Jury hatte die Qual der Wahl: 43 Projekte waren eingereicht worden. In ihrem Eingangswort betonte Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, das besondere Zusammenspiel von Innovation und Tradition für kirchliche Projekte.
Der Zwinglipreis wird seit 2015 an Projekte verliehen, die bei der Vermittlung des Evangeliums neue Wege gehen und so zur Erneuerung von Glauben und Kirche beitragen. Die Bandbreite der Projekte umfasst Gemeindeentwicklung, Gottesdienst und Liturgie, Diakonie, Seelsorge und Beratung, Lehre und Unterricht, Bildung, Kultur und Kunst. Bewerben können sich jeweils Kirchgemeinden, Projektgruppen oder Einzelpersonen. Der Schweizerische Protestantische Verein richtet den Zwinglipreis aus, dieses Jahr zum vierten Mal, anlässlich des 100-Jahr Jubiläums des Vereins. Der Preis ist mit 2025 Franken dotiert.
St. Galler Kirche gewinnt Zwingli-Preis