News aus dem Thurgau

An Ostern unterwegs für den Frieden

min
18.04.2017
In Friedrichshafen trafen sich am Ostermontag gegen 800 Personen zum Internationalen Bodensee-Friedensweg 2017. Mit ihrem Protest setzten sie unter dem Motto «Von der Kriegslogik zu einer Friedenskultur» der weltweiten Aufrüstung Alternativen entgegen.

Unter den Schweizern, die per Zug und Fähre nach Romanshorn unterwegs sind, finden sich nicht nur Friedensaktivisten der älteren Generation. Da ist auch Flurin Gschwend mit Freunden. Der Co-Präsident der Jungen Grünen St. Gallen nutzt die Gelegenheit, um Unterschriften zu sammeln für die «Kriegsgeschäfte-Initiative». Damit soll verhindert werden, dass die Nationalbank oder staatliche Vorsorgekassen «unser Geld für die Kriege dieser Welt» verwenden.

Mit dabei in der Schweizer Delegation ist Familie Untersee aus Tübach, die mit ihren vier noch kleinen Töchtern beschäftigt ist. Ein ganztägiges Osterangebot für die ganze Familie vermisse er bei den Kirchen, sagt Daniel Untersee. Es geht dem Instrumentenbauer darum, dass seine Töchter mit der Tradition unserer Friedenskulturen vertraut werden und erleben, wie auch Frauen selbstbewusst auftreten.

Rüstungskonzerne in der Pflicht
Um 11.30 Uhr werden am Fährhafen von Friedrichshafen auch die aus der Schweiz angereisten Gäste begrüsst. Frieder Fahrbach aus Lindau, der vom Politologen Arne Engeli die Koordination des Friedensweges übernommen hat, zeigt sich erfreut über das grosse Interesse am diesjährigen Friedensweg mit dem Motto «Von der Kriegslogik zu einer Friedenskultur».

Angefeuert durch die Rhtyhm-Attac-Bodensee-Sambagruppe bewegt sich der Zug der Pazifisten durch die Strassen von Friedrichshafen. Die Polizei stoppt geduldig wartende Autolenker, aus offenen Fenstern schauen Migrantenfamilien, hinter Gardinen sind auch ältere Menschen zu sehen, die den Zug der Demonstrierenden wohl schwer einordnen können. Bei Firmensitzen von Rüstungskonzernen wird drei Mal Halt gemacht für Voten von Frauen.

Anne Rieger vom Bundesausschuss Friedensratschlag Kassel spricht zum Thema «Rüstungskonversion». Mit diesem Begriff umschreibt sie das Gespräch mit Menschen, welche ihren Lebensunterhalt mit Kriegsmaterial verdienen. Zusammen mit der Gewerkschaft IG-Metall und mit lokalen Politikern soll versucht werden, für die hoch qualifizierten Arbeitsplätze Alternativen zur Rüstungsproduktion zu finden.

Erdogans Sieg soll nicht spalten
Claudia Haydt aus Tübingen nennt zehn Punkte, wie durch zivile Konfliktlösungen und Krisenprävention die Rüstungsspirale gestoppt werden kann. Brisant und höchst aktuell die Ausführungen der St. Galler Nationalrätin Claudia Friedl zum Thema «Europa und die Solidarität mit den Menschen in der Osttürkei»: Nach dem Abstimmungssieg Erdogans seien wir alle in Pflicht genommen, unsern Beitrag zu leisten gegen die Spaltung der türkischen Gesellschaft.

Bei der Abschlusskundgebung am Rathaus spricht der Genfer UNO-Korrespondent Andreas Zumach zum Thema «Entwicklung einer Friedenskultur – eine Herausforderung für uns alle». Er zeigt auf, wie durch politisches Machtgehabe und verharmlosende Begriffe wie «Modernisierung der Waffentechnik» oder «Mutter aller Bomben» die Rüstungsspirale unhinterfragt hingenommen werde. Zumach fordert angesichts der erlahmenden Friedensbewegung auf zu mehr Provokation und Streitkultur. Auch kritisiert er die Werbekampagne in Deutschland, welche zum Militärdienst motivieren will. Ursula von der Leyen, die deutsche Bundesministerin für Verteidigung, würde mit dem Slogan «Was wirklich zählt» all jene jungen Menschen disqualifiziert, die einen wertvollen Zivildienst leisten.

Der Internationale Bodensee-Friedensweg wird von zahlreichen Organisationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland organisiert und unterstützt. Im Jahr 2018 wird er in der österreichischen Stadt Bregenz stattfinden.

Andreas Schwendener / Kirchenbote / 18. April 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Unsere Empfehlungen

Die Moral erobert die Politik

Die Moral erobert die Politik

Die Klimadebatte sei moralisch und religiös aufgeladen. Dies führe zu Unversöhnlichkeit, sagt der Publizist Felix E. Müller. Statt vom Weltuntergang zu reden, müsse die Politik den pragma­tischen Kompromiss suchen.
Die Moral erobert die Politik (1)

Die Moral erobert die Politik (1)

Die Klimadebatte sei moralisch und religiös aufgeladen. Dies führe zu Unversöhnlichkeit, sagt der Publizist Felix E. Müller. Statt vom Weltuntergang zu reden, müsse die Politik wieder den pragmatischen Kompromiss suchen.
«Tiere dürfen der Kirche nicht egal sein»

«Tiere dürfen der Kirche nicht egal sein»

Der Ethiker und Pfarrer Christoph Ammann wünscht sich seitens der Kirche mehr Engagement für die Rechte der Tiere. Der Präsident des Arbeitskreis Kirche und Tiere unterstützt die Massentierhaltungs-Initiative.