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Kultur

Wirren bis zur «Einkehr bei sich»

01.02.2016
WARTH TG. Die Vorbereitungen für die Ittingen Saga, einer theatralischen Reise in die Geschichte der Kartause Ittingen, laufen auf Hochtouren. Sie ist mitunter eine Chance, den kirchlichen Hintergründen und persönlichen Entwicklungen auf die Spur zu kommen.

Unter der Regie von Leopold Huber verführt die Ittingen Saga zu einem vergnüglichen Taumel in die Vergangenheit, die sich bei genauerem Hinschauen als ein ironischer Zerrspiegel der Gegenwart erweist.

Permanent gewandelt

Im Vordergrund steht nicht das Faktische, sondern die Lust am Erzählen und Fabulieren, das Auslegen einer Geschichte mit vielen Irrungen und Wirrungen. In stetigem Wechsel­spiel zwischen Rationalem und Irrationalem, Wahrheit und Fiktion, Mythos, Historie und Gleichnis, wird ein Bogen über die vergangenen 900 Jahre aufgespannt, der die Kartause Ittingen als Ort der permanenten Wandlungen und Vorwärtsbewegung erfahren lässt.

Turbulentes Geschehen

Im zuweilen turbulenten Geschehen lassen sich zwei Erzählstränge ausmachen. Die eine Zeitreise beginnt mit archaischen Riten um das Jahr 1100, führt weiter zum Klosterleben der ersten Kartäuser, dann zum legendären Aufruhr der Frauen und dem etwas später entfachten Ittinger Sturm. Es wird berichtet von der Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, in der sich die Kartause Ittingen zu einem bestens organisierten und immer heiterer werdenden Weinproduzenten durchmausert, dann streift das Geschehen die Zeit der Familie Fehr, die 1867 die gesamte Anlage kauft, was den endgültigen und erfolgreichen Übergang des Geistlichen ins Weltliche bedeutet. Höhepunkt dieser Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart ist 1977 die Gründung der Stiftung, die die Kartause kauft, um hier eine Oase zu schaffen, wo man «Einkehr bei sich selbst» finden kann.

In Zeitmaschine katapultiert

Die andere, frei erfundene Geschichte läuft von der Gegenwart in die Vergangenheit und berichtet davon, wie sich der ganz und gar diesseitig orientierte, verantwortungslose Global Player Laurenz, Teilhaber einer Privatbank, aus dem Staub machen will. Unbeabsichtigt verschlägt es ihn in eine Zeitmaschine, die ihn mitten in die Ittingen Saga und in andere Identitäten hineinkatapultiert. Am Ende führen beide Zeitreisen, die von Wandel und stetiger Erneuerung erzählen,  zu einem Happy End in der Gegenwart.

Ittingen Saga, Kartause Ittingen, grosser Ausstellungskeller Kunstmuseum Thurgau, Première  Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, danach jeweils freitags und samstags bis 12. März, 20 Uhr, sonntags bis 6. März, 11.30 Uhr, Dernière 12. März, 17 Uhr. Eintritt: 48 Franken. Tickets: www.kartause.ch, 052 748 44 11.

Rund um die innere Verwandlung

Tecum, das Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau der Evangelischen Landeskirche Thurgau, nutzt die Chance, und führt vertiefende Begleitveranstaltungen zur Ittingen Saga durch. An einem Themenabend spricht Ingrid Riegel, Honorarprofessorin für Religionspsychologie und Psychotherapeutin, über Wege der inneren Verwandlung. An der Halbtagesveranstaltung im Rahmen der Reihe WortSchatz sprechen Theologen über ein  zentrales Thema der Bibel, den «neuen Menschen». Dabei geht es um innere Umwandlung und Neuwerdung.

Freitag, 26. Februar 2016, 18.30 Uhr: Transformation - Wege der inneren Verwandlung; Sonntag, 12. März 2016, 13.30 Uhr bis 16 Uhr: WortSchatz «Der neue Mensch - Lasst Euch verändern!» (Anmeldung: Telefon 052 748 41 41, tecum@kartause.ch).