Berufen und auserwählt
Eine Hochzeit! Was für eine Freude! Und dann noch eine, die der König für seinen Sohn ausrichtet. Wer würde daran nicht gerne teilnehmen? Doch im Matthäusevangelium (22, 1-14) – im Gleichnis Jesu zur königlichen Hochzeit, zum Hochzeitsmahl – kommt alles ganz anders. Der König lädt Gäste ein, doch sie lehnen ab und misshandeln die Boten. Voller Zorn schickt der König seine Truppen aus, um die Mörder zu vernichten und ihre Städte niederzubrennen.
Danach lädt er alle Menschen ein, die seine Diener auf den Strassen finden können, unabhängig von ihrem sozialen Stand oder ihrer moralischen Vergangenheit. Schliesslich füllt sich der Hochzeitssaal mit einer vielfältigen Schar von Gästen. Doch als der König sieht, dass ein Gast ohne passendes Hochzeitsgewand erscheint, wird dieser hinausgeworfen in die Finsternis.

Menschen zu beschäftigt
Dieses Gleichnis illustriert zwei zentrale Themen: Gottes Einladung in sein himmlisches Reich und die vielfältigen Reaktionen der Menschheit darauf. Eine Hochzeitsfeier ist ein riesiges Fest, ein wundervolles Ereignis, das Freude und Liebe ausstrahlt. Der König hat keinen Aufwand gescheut, hat Ochsen und Mastvieh schlachten lassen, um ein prächtiges Hochzeitsmahl auszurichten. Ein Fest, an dem man tanzen und sich freuen kann.
Doch die ursprünglichen Gäste weigern sich, zu kommen. Diese Menschen gehen lieber ihren Alltagsgeschäften nach und widmen sich weltlichen Sorgen. Somit verpassen sie den Zugang zum Himmelreich, zu Gott, indem sie seinen Ruf ignorieren oder ablehnen. Auch eine zweite Einladung schlagen die viel beschäftigten Menschen aus. Sie gehen sogar so weit, die Boten zu misshandeln oder gar zu töten. Was für eine seltsame Reaktion auf eine königliche Einladung.
+++ Bandenkrieg oder Vergeltung? +++
Kürzlich kam es laut Polizei in einer nahe gelegenen Stadt zu verschiedenen Bränden. Zudem wurden zahlreiche Menschen ermordet aufgefunden. Nach diversen Hinweisen stellte sich heraus, dass eben diese Menschen vorab selbst Leute misshandelt oder getötet haben sollen. Handelt es sich um einen Bandenkrieg? Um eine Vergeltung, deren Ursprung schwer fassbar ist?
In der Nachbarschaft munkelt man, dass die Stadtbewohnerinnen und -bewohner eine Einladung zu einer grossen Hochzeit aus Desinteresse ausgeschlagen hatten. Dies liess der Gastgeber nicht auf sich sitzen und schickte Leute, um die Menschen zu töten und die Stadt niederzubrennen. Kann es sein, dass eine missachtete Einladung einen derartigen Gewaltakt auslöst? Statt den ursprünglich eingeladenen Gästen bat man Fremde von der Strasse, an dem Hochzeitsfest teilzunehmen. Die Polizei tappt im Dunkeln und bittet um Hinweise zum Tathergang.
Einladung an Sünder und Heiden
Oft gehen wir davon aus, dass Geschichten mit einem guten Anfang auf ein gutes Ende abzielen. Doch dieses Gleichnis mit dem Gewaltakt fordert heraus. Der Zorn des Königs, gemeint ist damit Gott, scheint hart und streng. Sein Vorgehen entspricht deshalb der göttlichen Gerechtigkeit, die das Unrecht nicht ungestraft lässt. So schickt der König seine Leute aus, die Mörder zu vernichten und die Stadt niederzubrennen.
Gleichzeitig zeigt die Einladung des Königs an die Sünder und Heiden auf den Strassen, dass Gottes Gnade grenzenlos und universell ist, jedem offenstehend, egal wie seine Vergangenheit aussieht. Darin zeigt sich die Liebe Gottes, der eine Feier der Gemeinschaft und Erlösung, eine himmlische Hochzeit ausrichten will. Der Mensch mag sich abwenden und eigene Wege gehen, doch Gottes Liebe bleibt unerschütterlich.

Innere Umkehr gefordert
Im Gleichnis wird auf jenen Gast hingewiesen, der ohne Hochzeitsgewand erscheint. Und dies, obwohl der König für alle Gäste ein solches bereitgelegt hat. Das Hochzeitsgewand steht für die gerechte und hoffnungsvolle Verwandlung jedes Einzelnen. Jede und jeder ist willkommen auf der Feier, aber das bedeutet auch, dass man sich auf Gottes Bedingungen einlassen muss. Dass man eine innere Umkehr erleben muss. Man soll bereit sein, sich verändern zu lassen.
Die Geschichte hat einen ermahnenden Unterton: Wer ohne das passende Gewand vor dem König erscheint, hat das Angebot der Verwandlung nicht akzeptiert und damit den Ernst der Einladung missverstanden. Der König wirft den Mann hinaus in die äusserste Finsternis, weil dieser es versäumt hat, sich auf das Reich Gottes vorzubereiten.
Einladung bleibt bestehen
Was bleibt, ist die Hoffnung auf das himmlische Hochzeitsfest, sofern man die innere Umkehr und Verwandlung erlebt hat. Selbst wenn Menschen zunächst ablehnen oder abgelenkt sind, bleibt die Einladung Gottes immer bestehen. Durch dieses Verständnis entsteht ein lebendiger Glaube, der die Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisiert und ankündet: Gottes Reich wird kommen und das Fest wird stattfinden.
«Lernort» Tatort
Das Gleichnis zur königlichen Hochzeit erschliesst sich zum Schluss: Gottes Gnade wird allen angeboten. Doch nur wenige sind wirklich auserwählt – nämlich jene, die Gottes Ruf folgen und entsprechend handeln. Bei den Auserwählten handelt es sich nicht um eine exklusive Gruppe, sondern um diejenige, die Gottes Einladung mit offenem Herzen annehmen. Dazu braucht es Wachsamkeit. Die Einladung allein ist letztlich nicht entscheidend, sondern die innere Haltung und das Leben nach Gottes Willen.
Berufen und auserwählt