Kurt Zaugg: Das «grüne Gewissen» der Kirchen
Wenn es um Umweltschutz geht, kamen die Kirchen in den letzten drei Jahrzehnten nicht an Kurt Zaugg-Ott vorbei. Er war der theologische Experte der «oeku – Kirchen für die Umwelt». Mit Stellungnahmen und Positionspapieren zu Themen wie Atomausstieg oder Konzernverantwortungsinitiative hat sich der 65-Jährige immer wieder zu Wort gemeldet. Es wurde gehört. «Von kirchlicher Seite wurden wir für unsere Stellungnahmen nie offen kritisiert. Vielleicht liegt das daran, dass unsere Positionen nie extrem waren», resümiert Kurt Zaugg-Ott.
«Basel 1989»
Der Energie-Experte engagiert sich seit 1997 beruflich bei der Oeku. Zu den Ereignissen, die ihn geprägt haben, gehört die erste ökumenische Versammlung in Basel im Mai 1989. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) rief zu einem Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf. Kurt Zaugg-Ott erinnert sich: «Dort wurde von kirchlicher Seite Wichtiges zur Energieverschwendung und zum Klima gesagt, und zwar in einer Deutlichkeit, wie man es seither kaum noch gehört hatte.» Diese Versammlung habe die Arbeit der Oeku «beflügelt».
Vielfache Früchte
Kurt Zaugg-Ott hat mit seiner Arbeit für die Oeku viel bewegen können.
Die Oeku ist ökumenisch breit abgestützt. Bis in die Kirchgemeinden hinein sind die Umweltbewussten bei uns Mitglied und unterstützen unsere Positionen.
Das wohl wichtigste Projekt ist die von der Oeku ins Leben gerufene «Schöpfungszeit». Sie findet jedes Jahr vom 1. September bis zum 4. Oktober statt. Der evangelische Theologe erarbeitete jeweils Arbeitshilfen für Pfarrerinnen und Pfarren und Laien, die sie in Gottesdiensten, in der Katechese und in der Gemeindearbeit einsetzen können.
Ebenso erfolgreich konnte die Oeku das Umweltmanagement «Grüner Güggel» einführen. Seit 2015 kann eine Kirchgemeinde durch ökologisches Handeln dieses Zertifikat erwerben. Ein weiteres Projekt sind die Energiesparkurse. «Da haben wir Leute wie Sigristen und Sigristinnen ausgebildet, die sich mit Fragen beschäftigt haben wie: Warum heizen wir die Kirche für die Menschen und nicht für die Orgel?»
Ein weiterer Meilenstein: 2015 durfte die Oeku als erste Organisation die neue Enzyklika «Laudato si» von Papst Franziskus kommentieren.
Neue Klimageneration
Zäsuren waren für Kurt Zaugg-Ott 2011 die Reaktorkatastrophe von Fukushima und 2015 die Pariser Klimakonferenz. Themen wie Klimakrise und Atomausstieg seien plötzlich in aller Munde gewesen. Wenige Jahre später trat die Klimajugend mit ihren Streiks auf den Plan.
Eine neue Generation, die unsere Anliegen aufgenommen hat.
Der Klimastreik sei in Bern noch präsent. «Heute sind es keine demonstrierenden Schüler mehr, sondern 25-jährige Studierende.» Sie hätten der Oeku Auftrieb verliehen. Der Berner erinnert sich auch an den Aufruf: «Es ist fünf vor zwölf fürs Klima!» Schweizweit hätten 200 Kirchgemeinden in 300 Kirchen die Glocken geläutet. Sogar im Berner Münster.
Im März wurde in der Pfarrei Dreifaltigkeit in Bern die Arbeit von Kurt Zaugg-Ott gewürdigt. «Das war ein schöner Anlass. Ich habe mich sehr gefreut», sagt er. Noch mehr würde er sich freuen, wenn die Finanzen des Vereins Oeku nachhaltig gesichert und die Schöpfungszeit künftig stärker von Landeskirchen finanziert wäre.
Seine Nachfolgerin und Co-Leiterin Milena Hartmann (34) ist schon im Dienst. «Eine aufgeschlossene Umweltaktivistin, die den umweltpolitischen Kurs der Oeku weiterführen will», sagt er über sie.
Unterwegs nach Assisi
Nach seiner Pensionierung hat Kurt Zaugg-Ott seine Aktivitäten nicht eingestellt. Er engagiert sich weiterhin im Komitee der «Finanzplatz-Initiative». Auch an seinem ökologischen Lebensstil hält er fest: weniger Energie verbrauchen, mit dem Zug statt mit dem Flugzeug reisen. Kurt Zaugg-Ott wusste schon immer:
Die Positionen der Oeku sind besser abgestützt, wenn wir das, was wir fordern, auch selber leben.
In wenigen Wochen wird Kurt Zaugg-Ott eine Velotour nach Assisi unternehmen. «Zurzeit trainiere ich für den Grand Prix von Bern, zehn Meilen durch die Bundeshauptstadt. Danach geht es mit dem Velo über die Alpen», sagt er. An Pfingsten will er in Assisi sein. Am italienischen Wallfahrtsort wird dann 800 Jahre Sonnengesang von Franz von Assisi und 10 Jahre Enzyklika «Laudato si» gefeiert. Zwei Themen, die auch das Leben von Kurt Zaugg-Ott geprägt haben.
Kurt Zaugg: Das «grüne Gewissen» der Kirchen