News aus dem Thurgau
Die Heiligen Drei Könige

Straubinger und die Sterndeuter

von Tilmann Zuber
min
15.12.2025
Die Heiligen Drei Könige kennt jedes Kind. Doch ist dies eine Legende? Oder steckt mehr dahinter? Für den Astrologen und Pfarrer Felix Straubinger sind die Sterndeuter Realität. Sie erkannten das Wirken des Schöpfers im Universum.

Es ist eine der bekanntesten Szenen der Weihnachtsgeschichte – und zugleich eine der rätselhaftesten: Drei Männer aus dem Osten folgen einem Stern, bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe, verneigen sich vor dem Kind in der Krippe. Das Matthäusevangelium erzählt davon in nur zwölf Versen (Mt 2, 1–12). Aus dieser knappen Passage wuchs eine Welt von Traditionen und Legenden. Erst Jahrhunderte später wurden aus den «Magiern» drei Könige und aus den anonymen Fremden Caspar, Melchior und Balthasar.

Sternkunde und Theologie

Felix Straubinger glaubt fest an die Wahrheit dieser Geschichte. Er ist kein evangelikaler Prediger, der jedes Bibelwort für göttlich und unerschütterlich hält. Straubinger ist Astrologe – und einer der wenigen Pfarrer weltweit, die Sternkunde mit Theologie und Psychologie verbinden. Der heute 77-Jährige studierte vier Jahre lang an der renommierten Faculty of Astrological Studies in London und schloss mit einem Diplom ab. «Ein knochenhartes Studium», sagt er, das Astronomie und Astrologie vereinte.

In seinem Studierzimmer, zwischen turmhoch gestapelten Büchern, zieht er einen dicken Wälzer hervor: die «Ephemeriden». Tausende Seiten listen darin die Planetenkonstellationen über einen längeren Zeitplan auf. «Anhand dieser Daten mussten wir Horoskope erstellen», erklärt er. «Eine mühsame Arbeit.»

 

Felix Straubinger: «Astrologie ohne Glauben an den Schöpfergott ist unmöglich.»

Felix Straubinger: «Astrologie ohne Glauben an den Schöpfergott ist unmöglich.»

 

Gemäss Straubinger waren die drei Weisen babylonische Sterndeuter, «Priester ­und Astrologen», die im Dienste der Könige den Himmel beobachteten und deuteten. Astronomie und Astrologie waren damals eine Einheit. Im Jahr 6 oder 7 vor Christus entdeckten sie eine seltene Jupiter-Saturn-Konjunktion im Sternbild Fische, die heller strahlte als alle anderen Gestirne. Diese Konstellation wies ihnen den Weg zu einem neuen König, dem Messias, den die Juden in Palästina erwarteten. Auch das Sternbild Fische passt für Straubinger: Es symbolisiert Jesus Christus und steht für Liebe und Nächstenliebe. Andere Theorien – etwa, dass der Stern von Bethlehem eine Supernova oder ein Komet war – lehnt er ab.

Im Alten Testament wird Astrologie ebenso wie die Wahrsagerei verdammt. Reformatoren wie Luther verspotteten Astrologen als «Narren». «Kein Stern macht einen Menschen klug oder töricht, fromm oder gottlos», sagte Luther. Straubinger versteht diese Vorbehalte: Die Babylonier sahen in den Sternen Götter, während das Judentum den einen Schöpfergott verehrte. «Hier prallten Vielgötterei und Monotheismus aufeinander», erklärt er. Doch Straubinger ist überzeugt, dass Gott mit seiner geistigen Urkraft das ganze Universum und somit auch die Planeten unseres Sonnensystems erschaffen hat und durchdringt. «Astrologie ohne Glauben an den Schöpfergott ist unmöglich», sagt er.

Mit 53 Jahren trat Straubinger ins Pfarramt ein – spät, aber entschlossen. Er glaubt, dass die Konstellationen der Planeten im Geburtshoroskop Lebensthemen aufzeigen. Nicht wie die Horoskope in den Illustrierten, die der Waage die grosse Liebe in den Sommerferien versprechen. «Das ist Humbug», sagt er. «Missbrauch der Astrologie.» Sie könne keine konkreten Ereignisse vorhersagen, sondern nur Tendenzen und Themen für bestimmte Lebensphasen.

Das Muster in seinem Leben

Auch in seinem Leben sieht Straubinger diese Muster. Er selbst ist Jungfrau mit Widder-Aszendent. Seine erste grosse Liebe, eine Opernsängerin, war Skorpion mit Stier-Aszendent. «Eine leidenschaftliche Beziehung», sagt er, «aber zu unterschiedlich.» Nach der Scheidung zog er 1989 nach Basel und verliebte sich erneut – in einen Wassermann mit Jungfrau-Aszendent. «Das passt», ist er überzeugt.

Schon als Kind faszinierte ihn der Himmel. Zuerst das Wetter, später die Sterne. «Wer Astrologie nur materiell-physikalisch erklärt, etwa so, wie der Mond Ebbe und Flut beeinflusst, greift zu kurz», sagt Straubinger. Für ihn ist «das Zusammenspiel der Planeten und ihr Wirken auf der Erde ein geistig-energetisches Geschehen, eine ständige Schöpfung – eine «Creatio continua». So wie Albert Einstein die Vorgänge im Universum beschrieb: als Verdichten und Auflösen von Materie und Energie. In diesem Prinzip erkennt Straubinger das Wirken des Göttlichen.

Genau das, glaubt er, erkannten auch die drei Sterndeuter im Jahr 6 oder 7 vor Christus. Sie blickten in den Himmel und spürten, dass etwas Gewaltiges bevorstand: die Geburt eines neuen Königs, des Messias.

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