News aus dem Thurgau

Forschen und glauben in Australien

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17.09.2019
Tobias Keller war früher Redaktor beim Thurgauer Kirchenboten und ist jetzt Kommunikationswissenschaftler in Australien. Dort erforscht er die Social Media.

Tobias, Du bist vor fast einem Jahrzehnt mit einem Praktikum bei Roman Salzmann in Dein Studium der Journalistik gestartet. Was ist Dir davon in Erinnerung geblieben?
Die Geduld und Zuversicht von Roman Salzmann, dass ich das schon irgendwie hinbekommen werde. Es war mein erster Job in der Kommunikationsbranche und dementsprechend war vieles neu für mich. Aber das wohlwollende Umfeld gab mir die nötige Sicherheit, damit ich mich entwickeln konnte.

Du hast inzwischen promoviert. Was war Dein Thema?
In meiner Dissertation hat mich beschäftigt, wie politische Akteure auf Social-Media- Plattformen kommunizieren und wie ihre Kommunikation die Demokratie verändert. Abgesehen von ethischen Fragen bezüglich verschiedener Demokratieverständnisse, habe ich mich auch mehrfach mit der Frage beschäftigt, welche personenbezogenen Daten ich überhaupt analysieren darf.

Mitglieder der Redaktionskommission erinnern sich lebhaft an Deine Inputs. Was würdest Du heute sagen, wenn Du noch einmal in der Kommissionssitzung mit am Tisch sässest?
Die Medienbranche steckt in einem grossen Umbruch: Zum einen sinkt die Zahlungsbereitschaft der Leserinnen und Leser. Zum anderen können beliebige Personen sich als «Medienunternehmen» ausgeben und irgendwelche – auch ungeprüfte Falschmeldungen – als Nachrichten publizieren. Umso wichtiger sind deshalb Organe wie der Kirchenbote Thurgau, die journalistisch aufgearbeitete Themen korrekt wiedergeben.

Mit einem Stipendium bist Du nun im Ausland. Welche Erfahrungen möchtest Du mit unsern Lesern teilen?
Wir sind sozusagen ans andere Ende der Welt geflogen, ohne jemals vorher im Land gewesen zu sein oder Leute zu kennen. Dennoch wurden wir herzlich willkommen geheissen und konnten uns schnell wie Zuhause fühlen.

Du bist ein Christ, der das auch offen sagt. Spielt dies in Deinem beruflichen Leben eine besondere Rolle?
Mir geht es wahrscheinlich wie vielen Christen: Der Glaube gibt mir Hoffnung, Kraft und Gelassenheit – und das schwappt manchmal auch auf Kolleginnen und Kollegen über. So hilft mir der Glaube Tag für Tag und hat einen positiven Einfluss auf mein Umfeld. Zudem führt mein Glaube auch immer wieder zu spannenden Gesprächen über die Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft, sowie über den Sinn von Religionen in der heutigen Wohlstandsgesellschaft.


(Interview: Karin Kapers Elekes, 17. September 2019)


Lesen Sie hier, was Tobias Keller über die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien schreibt.

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