News aus dem Thurgau

Das Jahr endet im November

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29.10.2018
1589 findet sich der Begriff «Kirchenjahr» erstmals in protestantischer Tradition. Die heilsgeschichtlich bedeutsamen Festzeiten prägen seinen Verlauf, der mit dem Advent beginnt und am Ewigkeitssonntag endet.

Beim Betrachten des Kirchenjahres könnte der Eindruck entstehen, es stelle sich in seinem Verlauf eine gewisse Gleichförmigkeit ein. Ein Blick in den liturgischen Kalender 2018 zeigt, dass immerhin 24 Sonntage den Namen «nach Trinitatis » tragen. Die Zeit nach dem Trinitatisfest, dem auf Pfingsten folgenden Sonntag, prägen keine grossen Feste wie den Weihnachts- und den Osterfestkreis. Ein Sehnen nach der nahen Adventszeit könnte sich wohl an seinem Ende einstellen. Mancher liturgische Kalender zählt auch schon in kleinen Lettern die Tage bis zum Christfest im Dezember. Und doch: Es geht vor Schluss noch einmal um das Ganze.

Endlichkeit im Zentrum
Besonders gezählt werden der drittletzte, der vorletzte und der letzte Sonntag: der Ewigkeitssonntag. Alle fallen in den November, in die dunkle Zeit des Jahres mit ihren Erinnerungstagen. Wenn das Kirchenjahr zu Ende geht, dann steht auch die Endlichkeit selbst im Zentrum: die Erinnerung an die Menschen, die verstorben sind. Der Gedanke an die eigene Endlichkeit. Und der Ausblick auf Gottes Handeln am Ende der Zeit.

«Wachet auf!»
Nicht zuletzt darum hat der Choral (Evangelisches Gesangbuch, Nummer 850) in evangelischer Tradition am Ewigkeitssonntag seinen Ort: «Wachet auf, ruft uns die Stimme…!» Philipp Nicolai erinnert 1599 mit seinen Zeilen an die Bedeutung des Erwartens der Wiederkunft Christi. Der Schlusspunkt wird zum Doppelpunkt: Christi Kommen ist mehr als Geschichte. Der nahe Advent hat eine aktuelle, persönliche und globale Perspektive. Nicht nur das Handeln Gottes in Christus vor zweitausend Jahren, auch die erwartete Wiederkunft Christi als Ziel der Weltgeschichte prägt unseren hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft.

Gottes letztes Wort
Das Kirchenjahr endet somit liturgisch mit einem hoffnungsvollen Bekenntnis zum Gott des Lebens, der dem Tod die Macht genommen hat. Er wird wiederkommen und sein schöpferisches Wort vom Leben neu sagen. Es umschliesst letztlich auch wie eine Klammer die Heilsgeschichte: die Schöpfung, das Christusgeschehen als Neuschöpfung und die Wiederkunft Christi als Vollendung.


(1. November 2018, Karin Kaspers-Elekes)

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